der Boss!

Winter 2019-2020

Route:

Namibia – Angola – Namibia (Mudumu N.P.) – Zambia (Kasanka N.P.) – Zimbabwe – Botswana – Südafrika – Namibia 

gefahrene Kilometer in 6 Monaten : 24.335 km!

Im September erwartet uns der Toyo mit einem „neu installierten Ladeluftkühler“ – kurz LLK genannt! Geschickt haben die Jungs den LLK in den eh schon ausgefüllten Motorraum untergebracht – nicht so einfach!

Das Drehmoment hat ordentlich zugenommen, nachdem auch noch der Turboladerdruck etwas justiert wurde. Ausserdem reduziert es den Spritverbrauch. „Fridays for Hubraum“!

Namibia

Testfahrt mit Landy

Wir freuen uns so richtig auf die tiefen Sandpisten. Nach reiflicher Überlegung schaffen wir uns nun doch wieder einen Hilift (der australische Wagenheber) an, der uns letztes Jahr viele Stunden erspart hätte, das Auto aus dem Sumpfgebiet zu bekommen. Das Gewicht und das Handling ist nicht gerade ungefährlich, aber in der herannahenden Regenzeit vielleicht doch lebenswichtig! Wir lassen bei unserem Maschinenbauer Heiko („Miltur Engeneering“ – Windhoek) eine neue Halterung machen und auf geht‘s!

Mit einem neuen Satz Pneus wollen wir bestmöglich vorbereitet auf Tour gehen, da es in Angola oder auch in Zambia nicht viele gute Servicemöglichkeiten gibt und wir auf Fusch nun absolut keinen Bock haben.

Mit den beiden Schweizerinnen Bea & Cic, die mit einem Landy unterwegs sind, geht es auf Testfahrt in die trockenen Flussbetten vom Ugab, Huab und Umoab. Zum Glück herrscht noch Trockenzeit! Gut, dass wir noch nicht wissen, was uns hier dieses Jahr in der Regenzeit erwarten wird. Ohoh!

Die beiden wollen uns nach Angola begleiten. Wir beantragen die Visa für Angola online, zu mindestens versuche ich es. Ein neuer Passus lässt den Prozess stocken, da wir eine Kontaktperson in Angola mit vollständiger Adresse, Passnummer und persönlichen Daten vorlegen müssen. Eine verbindliche Hotelbuchung, wie bisher, langt nicht mehr aus. Wo sollen wir als Touristen so schnell einen Kontakt herbeizaubern, die wir das erste Mal dieses Land bereisen wollen? Wir sehen unsere Pläne bereits scheitern, aber das Glück ist auf unserer Seite. Ein Mechaniker aus „unserer“ Werkstatt in Windhoek ist Angolaner und stellt uns seine Daten zur Verfügung. Welches Vertrauen und welche Hilfsbereitschaft, da er uns ja kaum kennt. Über ein bisschen Unterstützung freut er sich natürlich riesig.

In Kamanjab hängen unsere 3 Batterien etwas schief im Motorraum und wir ahnen es: nach vielen Jahren ist die Batteriehalterung gebrochen! Also alle Batterien herauswuchten, was wir beide lieber selbst machen! Bei so vielen Kabeln lässt man wohlweislich keinen anderen ran und das ist gut so! Es wird geschweisst und verstärkt, so dass alles einigermassen passt. Naja, es ist noch nicht perfekt, aber ok.

In der Opuwo Country Lodge geniessen wir ein letztes Verwöhnprogramm (Pool, Massage, Restaurant) und bunkern Lebensmittel und Getränke für die nächsten 2 Wochen, bevor es in Santa. Clara über die Grenze nach Angola geht.

Angola

Zwischen Kriegsgerät und Armut

Grenzübertritt: auf namibischer Seite dauert die Ausreise gerade mal 15 Minuten, obwohl die Zollbeamtin unser aussergewöhnliches Dokument (den „Letter of Grace“) aufmerksam studiert. Dieses Papier kennt sie nicht. Es wird auf speziellen Antrag vom südafrikanischen Zoll bzw. Automobilklub ausgestellt, wenn das Karné (wie unseres) abgelaufen ist. Wir bekommen 3 Monate Karenzzeit, mit dem überfälligen Karné in der Zollunion zu bleiben. Dann muss das Auto definitiv ausser Landes und ein neues Karné muss dann vorliegen. Nicht so einfach, aber wir bekommen den Stempel und der Toyo darf mit ausreisen!

Auf der angolanischen Seite ist es etwas zeitaufwendiger, obwohl wir vier die einzigen Ausländer an der Grenze sind. Die Landessprache ist portugiesisch, so dass wir uns nur rudimentär auf Englisch verständigen können. Das e-Visa wird verlangt (150 USD), Autopapiere, Pässe und Fotos vom Auto von 3 Seiten auf einem DinA4 Blatt. Sehr wichtig! Warum auch immer. Ein Karné braucht man hier nicht, dafür wird ein TIP (Temporarly Import Paper) ausgestellt. Die Gebühr muss bei einer Bank um die Ecke eingezahlt werden, was ein Läufer mit uns erledigt. Das Prozedere mit den Reisepässen ist überaus korrekt und die Beamten sind sehr freundlich und hilfsbereit. Von jeder Person werden Fotos gemacht und die Fingerabdrücke eingescannt – es dauert mehrere Stunden, bis wir das Visum endlich im Pass haben!

Wir sind in Angola! Neugierig und spannend lassen wir alles auf uns zukommen. Wenig Reisende hat es bisher dorthin verschlagen. Vorurteile? Angst? Fehlende Infrastruktur? Es gibt sicherlich viele Gründe, die wir herausfinden wollen.

Angola ist eine ehemals portugiesische Kolonie, die 1975 unabhängig wurde. Die Hauptstadt Luanda mit wunderschönen Stränden liegt am Atlantik. Es ist eines der reichsten Länder Afrikas, da es viele Bodenschätze besitzt (Erdöl, Diamanten, Eisenerz, Phosphat, Kupfer, Gold etc.). Dieser Reichtum liegt aber wie in fast allen afrikanischen Ländern in den Händen weniger.

Die Armut ist hoch, die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei über 7 %. In der Realität schätzen wir, dass 2/3 der Menschen hier arbeitslos sind. Angeblich soll Luanda die teuerste Stadt der Welt sein, wo ein Apartment mit Meerblick bei 15.000 USD Miete liegt – im Monat!

Der Bürgerkrieg, der mehr als 20 Jahre dauerte, wurde erst 2002 beigelegt. Überall sieht man noch zerschossene Ruinen, verrostete Panzerwracks und anderes schweres Kriegsgerät, was auf der einen Seite von den USA und Südafrika, auf der anderen Seite von der Sowjetunion und Kuba herbeigeschafft wurde. Viele haben den Krieg aktiv miterlebt und mit Sicherheit noch nicht überwunden.

Wir merken es an den sehr zurückhaltenden Menschen, die auf uns eher misstrauisch wirken. Hat man einmal ihr Vertrauen geweckt, sind sie freundlich und hilfsbereit. Sie können oft nicht glauben, dass wir extra nach Angola gekommen sind, um Land und Leute kennenzulernen. Was das Tierreich betrifft, ist es eher enttäuschend. Im Krieg wurde alles gejagt und aufgegessen, denn es ging für viele ums nackte Überleben.

Die Strassen sind eher richtig schlecht, mit grossen Löchern übersäht und fahrerisch sehr anstrengend. Auch das Material leidet enorm. In Lubango gucken wir uns die grosse Christus Statue an, um dann auf dem gewundenen Lebapass (asphaltiert!) vom Hochland zur Atlantikküste zu fahren. Über den netten Hafenort Namibe geht es tagelang auf einer einsamen steinigen Piste der Küste entlang weiter.

Wir campen an wilden weissen Sandstränden bei Sao Nicolau und Binga Bay. Ausser Fischercamps ist hier nichts und diese sehen bitterarm aus. Auf der mehrere hundert km langen Strecke passieren wir verwaiste neue Brückenfragmente, die wie eine Fata Morgana in der Landschaft stehen. Das Projekt, eine neue Küstenstrasse zu bauen, ist dem Staat wohl plötzlich zu teuer geworden. Alles wurde von heute auf morgen einfach stehen und liegen gelassen, selbst Bagger und Lkw‘s.

Über den „Dombe Grande Pass“ schaffen wir es nur mit Allrad und Untersetzung! Kein Wunder, dass wir über Tage keinem Auto begegnet sind – und das sollte mal eine Hauptstrasse werden??!! In Lobito verabschieden sich Bea und Cic und wollen zurück nach Namibia. Die spärliche Versorgung und Faszilitäten reichen ihnen nach 2 Wochen. Und Tierbegegnungen vermissen sie doch sehr!

In der „Carpe Diem Lodge“ in Cabo Ledo dürfen wir an ihrer privaten Surfbeach mehrere Tage stehen und decken uns bei den Fischern mit frischem Lobster ein. Ab und an besuchen uns portugiesische Bergbauingenieure, die zum Surfen und relaxen herkommen.

Die Lebensmittelversorgung ist sehr schwierig und einseitig. Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten gibt es fast immer. Auf schmuddeligen Märkten versuchen wir uns einzudecken, was immer wir bekommen. Umso überraschter sind wir, als wir in der Hauptstadt Luanda im dortigen Yachtclub ein hervorragendes Restaurant vorfinden! Welche Überraschung – nach wochenlanger Selbstverpflegung geniessen wir es!

Von einheimischen Offroadern bekommen wir den Tip, in das Gebiet der Kaffeeplantagen zu fahren. Abenteurliche Wege führen uns gen Osten in den Dschungel nach Calulo, wo uns dunkle Wolken nichts Gutes verheissen. Die Regenzeit zieht heran und da wären wir hier auf den einsamen Waldpisten schlecht aufgehoben.

So müssen wir unseren ursprünglichen Plan, weiter ostwärts entlang der Republik Kongo nach Zambia einzureisen, aufgeben. Alle Flüsse auf dieser Strecke sind mittlerweile unpassierbar. Schade.

Zambia

Unglaublich nette Menschen

Das Ziel, die Flughunde im Kasanka N.P. in Zambia zu sehen, können wir nur erreichen, indem wir ca. 1000 km südwärts zurück nach Namibia fahren, nach Botswana einreisen und von dort mit der Fähre nach Zambia übersetzen. Gesagt, getan! Dann liegen noch ca. 800 km gen Norden vor uns. Was macht man nicht alles, um ein seltenes einzigartiges Naturschauspiel zu beobachten.

Die Hauptstrasse T2 in Zambia, die das südliche Afrika mit Tansania verbindet, ist eine der gefährlichsten und unfallträchtigsten Strecken Afrikas. Schnelle überladene LKW‘s und Überlandbusse mit übernächtigten Fahrern und schlechtem Material beherrschen die Strecke. Alle paar Kilometer sehen wir lädierte Fahrzeuge und Wracks am Strassenrand stehen. Unversehrt müssen wir diese Piste überstehen!

Im Kasanka N.P. verhandeln wir mit dem netten Ranger, dass wir für ein Taschengeld vor dem Tor campen können. Um 8 Uhr morgens müssten wir allerdings weg, da dann sein Chef kommt und es Ärger geben könnte. Kein Problem. Die wenigen Campingplätze im Park sind schon Monate vorher von Südafrikanern gebucht worden. Ab 18:00 zum Sonnenuntergang starten geschätzte 8 Mio. Palmenflughunde, ein Mittelding zwischen Hund und Fledermaus. Sie sind ca. 35 cm gross und wiegen rund 1000 Gramm. Mit 1,5 Meter Spannweite verdunkelt sich der Himmel langsam über uns, als die Tiere aus den Baumkronen (ihrem Schlafplatz) starten. Ein Rauschen der Flügelschläge beherrscht die Abendstimmung. Das Ziel der Tiere sind die nahegelegenen Mangofelder, in denen sie nachts ihren Hunger stillen. Im Morgengrauen fliegen sie dann zurück in die grossen Baumkronen.

Im Bangweulu N.P., wo wir erfolglos den seltenen Schuhschnabel sichten wollen, ist unser nächstes Ziel der Ort Upika. Wir müssen uns mal wieder versorgen. Auf der „Bayama‘s Lodge“ gibt es Campmöglichkeiten. Sie wird von einem deutschen Auswanderer betrieben. Das hauseigene Restaurant ist so super gut und preiswert, dass unsere Pantry ausnahmsweise unbenutzt bleibt. Die Spezialität in dieser Region sind Mopaneraupen, die uns die Köchin im Restaurant originalgetreu zubereitet. Mit Zwiebeln und viel Knoblauch werden sie frittiert. Eigentlich sind sie ganz lecker und kross, nur die Widerhaken an den Beinchen stören beim Essen. Vielleicht sind unsere Zungen zu verwöhnt?

Beim Einkauf stellen wir plötzlich fest, dass unsere DKB Visakarten gehackt und gesperrt wurden. Es ist uns ein Rätsel, denn wir haben sie selten benutzt und nie aus den Augen gelassen. Zum Glück treffen wir uns im Januar mit Ramona & Hans, die uns aus Deutschland neue mitbringen.

Da jetzt massiv die Regenzeit beginnt und wir täglich nachmittags heftige Gewitter haben, müssen wir unser nächstes Ziel, den South Luangwa N.P. zu besuchen, streichen. Vom Westen ist die Strecke durch die Berge unpassierbar geworden. Also kehren wir um und machen und auf den Weg zum Lake Kariba.

Im „Sandy Beach“ Resort relaxen wir einige Tage bei „ Herman the German“ und sind eingeladen, an einer Abschlussfeier der örtlichen Mädchenschule teilzunehmen. Stolz haben die Jugendlichen Theaterstücke und Rollenspiele für die Eltern und das Publikum einstudiert. Die Schule wird von einem deutschen Pfarrerpaar unterstützt und gibt Mädchen auf dem Dorf seit einigen Jahren die Chance, zu studieren oder ein Stipendium zu bekommen. Toll!

Zimbabwe

Land im Untergang

Die Grenze nach Zimbabwe liegt nur 5 km weiter und führt über die Kariba – Talsperre, die den Sambesi Fluss staut. Wir reisen unkompliziert als einziges Auto nach Zimbabwe ein. In 15 Minuten sind wir durch und treffen uns mit den Reisenden Doris & Rolf. Auf dem Weg zum Treffpunkt passieren wir eine Dorfschule, wo ein Schriftenmaler akribisch den Wegweiser neu gestaltet. Wir halten an und kommen ins Gespräch. Der Schule stiften wir einen Fussball mit dem Versprechen, nächstes Jahr wiederzukommen. Wir stehen seitdem mit ihnen in regem Whatsapp Kontakt! Selbst im armen heruntergewirtschafteten Zimbabwe gibt es Smartphones und Internet.

Nur die Frage mit dem Geld tauschen müssen wir noch klären. Vor einigen Monaten wurde der USD im Land verboten und als einzige Währung der Zimbabwe Dollar (ZWL)anerkannt. Wir haben aber nur USD oder Euro?! Früher galten beide Währungen parallel im Verhältnis 1:1. Wie teuer wird es jetzt für uns? Können wir überhaupt einkaufen? Naja, vorsichtshalber haben wir gut gebunkert und der Diesel reicht für mehr als 1000 km. Wir finden eine Bude, an der wir schwarz USD tauschen können. Für 50 USD bekommen wir stapelweise abgenutzte zerfledderte Banknoten. Die Inflation beträgt 300% !

Mugabe hat in seiner langen Amtszeit die ehemals florierende „Kornkammer Afrikas“ heruntergewirtschaftet. Die Stromversorgung bricht laufend zusammen, die Wirtschaft liegt am Boden, die Menschen sind bettelarm und hungern. Für uns als Touristen ist die Situation und allgemeine Stimmung im Land sehr bedrückend. Viele junge Leute sehen keine Perspektive für sich und flehen uns an, Positives über Land und Leute zu berichten, damit zumindestens der Tourismus wieder in Gang kommt. Das ist alles vor Corona passiert. Wie es ihnen jetzt wohl ergeht?

Nachdem wir Doris und Rolf treffen, beschliessen wir, zügig durch dieses Land zu reisen. Allerdings wollen wir uns noch den bekanntesten N.P. Zimbabwes anschauen. So buchen wir im Hwange N.P. das teuerste Camp auf unserer gesamten bisherigen Reise – 178 USD – für einen Platz und eine Nacht! Zum Glück sind wir zu viert! Ohne Wasser (die Pumpe ist seit Monaten defekt) und Strom ganz schön unverschämt! Tiere sehen wir am Wasserloch auch nicht viele, so dass wir enttäuscht beschliessen, möglichst schnell zurück nach Botswana reisen.

Botswana

Das Tierparadies

Auf der berüchtigten Hunter‘s Road (Grenzkonflikte) entlang der Grenze geht‘s nach Kasane, wo es einen sehr gut sortierten Spar Markt gibt. Da stocken wir für die nächsten Tage unsere Vorräte auf.

Auf Pisten mit vielen Wasserdurchfahrten steuern wir den einsamen Linyanti River an. Entfernt hören wir das Gebrüll von Löwen. Leider sehen wir auch viele Elefantenkadaver, die die lange Trockenperiode nicht überstanden haben. Im wunderschönen Sonnenuntergang bekommen wir Besuch von einer Gruppe Hippos, die um uns herum grasen und sich nicht stören lassen. Wir sind froh, dass wir ein Porta Potti im Auto haben, denn die grossen Nilkrokodile sind nachts sehr wanderfreudig und aktiv. Wir geniessen das freie unbeschwerte Campen inmitten der bunten Tierwelt!

Auf der Fahrt durch den Chobe N.P. kreuzen viele Elefanten unseren Weg. In dieser Gegend gibt es die höchste Elefantenpopulation im südlichen Afrika.

Wir verbringen einige Tage im „Central Kalahari Game Reserve“ Richtung Xade Gate . Das Highlight sind zwei männliche Löwen, die wir den ganzen nachmittag beobachten. Nahe am Auto bleiben wir sprungbereit sitzen, aber sie dösen und rekeln sich nur im Schatten eines Busches und interessieren sich nicht für uns. Im Sonnenuntergang ziehen sie laut brüllend davon und zeigen uns bei der Gelegenheit, wer hier der Boss ist. So nah und lange konnten wir vorher noch nie Löwen beobachten!

Durch das „Mabuasehube Gate“ geht’s weiter durch den „Kgalagadi Transfrontier Park“ in den einsamen Norden. Nachts werde ich wach und beobachte, wie ein grosser Löwe um unsere beiden Autos herumstreicht. Nächsten Morgen glaubt mir keiner, bis ich ihnen die Spuren im Sand zeigen kann!

Danach folgt eine zweitägige Dünen- und Tiefsandpiste. Um die nötigen 50 – 60 Kmh Reisegeschwindigkeit (darunter sinken die Reifen hoffnungslos im weichen Sand ein!) zu erreichen, braucht man diesen Speed. Dafür müssen wir das Gaspedal schon ordentlich herunterdrücken, was sich in einem Dieselverbrauch von ca. 20 Litern auf 100 km niederschlägt! Zum Übernachten schlagen wir uns in die Büsche.

Tagsüber herrschen Wüstentemperaturen um 40 Grad. Gut, dass unsere Klimaanlage funktioniert. Doris und Rolf sind ohne Klimaanlage unterwegs – eine echte Herausforderung!

Südafrika

Frische Meeresbrise tanken und satt Lobster essen

Wir müssen jetzt ziemlich zügig nach Südafrika, da Hans plötzlich über 39 Grad Fieber bekommt. Der Spuk ist nach 2 Tagen vorbei, aber trotzdem lässt er sich in Upington gründlich durchchecken. Wir hatten Verdacht auf Malaria, aber es wird nichts festgestellt.

Wir nutzen die Stadt am Oranje River für Servicearbeiten an Mensch und Maschine.

Am „Lake Grappa“ treffen wir wieder auf Doris und Rolf. Auch Ramona und Hans sind aus Walvisbay eingetrudelt und haben unsere neuen Kreditkarten dabei. Wir sind wieder flüssig!

Wir geniessen den See zum Schwimmen und Paddeln. Die Pizza ist hervorragend – bei uns kommt Urlaubsfeeling auf!

Neben uns campt ein thailändischer Motorradfahrer, der bereits zwei Jahre alleine auf Weltreise unterwegs ist. Er ist der erste Thailänder, der so etwas realisiert. Für 3 Jahre wird er gesponsert und berichtet dafür regelmässig auf Facebook. Cool!

Nach so viel Wüste, Hitze und Süsswasser zieht es uns an die südafrikanische Küste nach Port Nolloth. Der Lobster ist dort gegrillt unser „Haustier“!

Diese Gegend ist rauh und unwirklich. Die Wracks vor der Küste erinnern an die Skeletton Coast. Für uns ist das Klima wie ein Wintereinbruch. Jetzt kommen unsere dicken Sachen zum Einsatz, die für Monate nicht gebraucht wurden. Das Klima ist mal sehr erfrischend!

Über den Holgat River Trail und der Bakkrans Höhle fahren wir durch Teile des einsamen Richtersveld, um in Sendelingsdrift mit einer kleinen Pontonfähre nach Namibia überzusetzen.

Namibia

In „heimatlichen“ Gefilden

Entlang der grossen Dünen der Wüste Namib gehts in den Norden Namibias. In Walvisbay campen wir direkt an der Lagune und morgens aus dem Bett beobachten wir die Flamingos und Pelikane auf der Suche nach ihrem Frühstück.

Auf den langen Salzpisten erreichen wir die sagenumwogene Skeleton Coast. Es herrscht fast Weltuntergangsstimmung. Nebel und Wind beherrschen diesen menschenleeren Küstenabschnitt. Ausser Robben, die wir vom Strand aus beobachten, sind sonst keine Tiere unterwegs. Auch die Löwen , die sich wieder an der Küste angesiedelt haben sollen, verstecken sich. Campen ist leider z.Zt. in diesem N.P. nicht, erlaubt, da der Campingplatz nur im Dezember und Januar zur Angelsaison geöffnet ist. Schade. So müssen wir den Park an einem Tag verlassen.

Auf dem Weg nach Opuwo überrascht uns ein Unwetter – die Regenzeit beginnt! Im Handumdrehen verwandeln sich die Senken in reissende Flüsse. Es geht nichts mehr. Die Übernachtung findet auf einem Hügel entlang der Piste statt. 7 Jahre hat die Dürre hier im Norden Namibias gedauert. Für viele Tiere kommt der Regen allerdings zu spät, denn sie sind schon vorher am Wegesrand verendet. Die meisten Rinderzüchter mussten ihr Vieh entweder notschlachten oder ins fruchtbarere Angola verkaufen. Das hat natürlich das Ende der meisten kleineren Farmen im Norden bedeutet, wo eh schon sehr viel Armut herrscht. Viele verlassene Farmen werden passiert, deren Brunnen vor Jahren bereits versiegt sind.

Als nächstes Ziel reizt uns der legendäre „Van Zyls Pass“. Er gilt als der schwierigste Pass in Afrika. Dort soll in den nächsten Tagen ein Fotoshooting Event mit dem neuen Landrover stattfinden. Den steilen und gefährlichen Pass fahren wir dann ein Stück hinunter, bis uns die Absätze und Löcher einfach zu gross und zu tief werden. Unser Auto ist voll beladen mit Wasser, Diesel und Lebensmitteln und bringt so 3,5 Tonnen auf die Waage. Die Gefahr, etwas kaputt zu fahren, wollen wir nicht riskieren. Die nächste Reparaturmöglichkeit ist in jede Himmelsrichtung hunderte Kilometer durch schwerste Gelände entfernt.

Also fahren wir über den doch auch nicht minder steinigen, aber kurzen „Joubert‘s Pass“ in den Marienfluss und passieren das Wahrzeichen Roidrom (rote Tonne).

Ausser einigen vereinzelten Himbahütten ist diese Gegend einsam und menschenfeindlich trocken.

Wir erreichen nach einigen Tagen das Camp Syncro direkt am Kunene River. Die Regenfälle im Norden Angolas haben den Fluss über die Ufer treten lassen. Auch das Camp ist stark gefährdet. Am Abend packen wir vorsichsthalber unser Campingequipment ein, um uns nachts eventuell auf den nahen Hügel retten zu können. Zwei Tage später hören wir, dass der Kunene die gesamte Gegend inklusive des Camps und einigen Lodgen überflutet hat. Viele Existenzen wurden über Nacht zerstört! Die weiter oberhalb liegenden Ruacanafälle führen seit 45 Jahren wieder extreme Wassermassen. Wir treffen Südafrikaner, die extra für dieses Naturschauspiel mehrere tausend Kilometer angereist sind.

Unsere Reise nähert sich langsam dem Ende. Das heisst, dass wir uns wieder Richtung Windhoek bewegen müssen. Im Etosha N.P. haben wir das Glück, auf viele Zebras, Giraffen, Oryx Antilopen und Gnus zu treffen. Auch hier hat der Regen die Landschaft total verändert. Durch das hohe Gras ist es schwierig, Tiere zu sichten. An einem Wasserloch beobachten wir allerdings ein schwarzes Rhino, was wohl im Sterben liegt.

Wir benachrichtigen später die Ranger, die sich sofort darum kümmern wollen.

Bei Ojiwarongo besuchen wir die „Cheetah Conservation Fund“, eine Auffang- und Forschungsstation für Geparden (Cheetahs). Teils werden kranke Tiere hierher gebracht, teils auch junge, deren Mutter von Farmern erschossen wurde. Zum Teil können sie wieder in die Freiheit entlassen werden, zum Teil müssen sie aber in der Station bleiben, wenn sie als Jungtiere das Jagen von der Mutter nicht gelernt haben. In freier Wildbahn wären sie nicht überlebensfähig. Die Fütterung ist ein tägliches Prozedere, das nach festen Regeln stattfindet. Jedes Tier bekommt sein Fleisch in einer sauberen Emailleschüssel. Fällt der Knochen in den Dreck, sind die grossen Katzen sehr sensibel und fressen es nicht mehr. Anbei werden hier türkische Kangals (anatolische Hirtenhunde) gezüchtet und ausgebildet. Ziel ist es, sie den Farmern zum Schutz ihrer Herden zu überlassen. So erschiessen die Landwirte nicht nicht unnötig geschützte Raubtiere. Obwohl die sehr konservativen Farmer erst einmal von diesem Projekt überzeugt werden mussten, ist es mittlerweile sehr erfolgreich.

Auf der Ameib Guest Farm, die im Erongo Gebirge liegt, wandern wir durch bizarre Felsformationen und schauen uns die bekannten Höhlenmalereien an. Das Erongo Gebirge ist eine tolle Ecke in Namibia, die wir bisher noch gar nicht kannten. Durch die extreme Regenzeit sind auch hier einige Flussdurchfahrten auch für uns so gerade passierbar. Hoffentlich gibt es nicht noch mehr Unwetter, dann sitzen wir für einige Tage fest.

Wir wollen uns zum Abschluss für einige Tage mit Ramona und Hans in Ghanzi (Botswana) treffen. Die ersten Coronanachrichten treffen ein. Keiner weiss, wie es weitergeht. So beschliessen wir, nachdem es Ramona nach ihrem Malariaanfall wieder besser geht, zusammen zügig über den kleinen Grenzübergang „Dobe“ nach Namibia zurückzufahren. Gerade rechtzeitig, wie sich herausstellt. Einige Tage später werden alle Grenzen geschlossen. Es wird auch für uns ernst.

Sollen wir im menschenleeren Kaokoveld im Norden Namibias bleiben und Corona abwettern? Bei den Tieren sind wir sicherer als unter Menschen! Die Lage wird immer akuter und undurchsichtiger. Täglich kommen Horrormeldungen aus Südafrika, Italien und dem restlichen Europa auf der Deutschen Welle. Schlussendlich tragen wir uns doch auf die Krisenliste des Auswärtigen Amtes ein. Die medizinische Versorgung in Namibia ist eigentlich gut, aber keiner weiss, wie sie für eine Pandemie aufgestellt sind. Also besser sind wir sicherlich in Deutschland aufgehoben.

Im Urban Camp treffen wir auf andere „Gestrandete“, ob mit Leihwagen, auf Safarireise oder auf Langzeitreise unterwegs. Alle müssen oder wollen zurück nach Europa. Unsere gebuchten Flüge sind alternativlos gestrichen. Die letzte Möglichkeit, über Johannesburg auszufliegen, ist auch eingestellt worden. Wir haben das Glück, dass wir unser Auto bzw. „Haus“ dabeihaben und nicht auf Hotels angewiesen sind. Die Stimmung ist trotz allem gut. Der Zusammenhalt im Camp und der Informationsaustausch untereinander ist enorm. Jeder gibt seine Infos weiter, die sich stündlich ändern und versucht, sich gegenseitig zu unterstützen.

Dann wird der Bezirk Windhoek abgeriegelt. Wir ziehen kurzerhand auf die Farm zu Manfred, wo unser Auto die nächsten 6 Monate sowieso stehen soll. Dort treffen wir auf zwei andere Paare, die mituns ausfliegen wollen. Manuela und Matthias, die mit einem Iveco unterwegs sind, beenden hier ihre mehrjährige Reise und verschiffen. Barbara und Ulli sind eigentlich auf dem Weg nach Tansania und stecken jetzt hier fest. Für alle ist auf unbestimmte Zeit die Reise beendet.

Eine Woche müssen wir auf unseren Flug warten. Es wird gegrillt und die Vorräte zusammengeschmissen. Eine witzige tolle Truppe, die sich hier gefunden hat! Wir könnten jetzt wochenlang so weitermachen und etwas wehmütig nehmen wir die Nachricht von der Botschaft auf. Übermorgen müssen wir fliegen.

Gut gerüstet mit Masken und Desinfektionsmittel (Barbara ist Krankenschwester) steigen wir in den Lufthansaflieger. Für den 10- stündigen Flug hat die Bundesregierung für jeden Fluggast ein sehr gutes „Kehrpaket“ zusammenstellen lassen. Für Getränke ist grosszügig gesorgt.

Von vielen deutschen Mitreisenden werden wir milde belächelt wegen unserer Vorsichtsmassnahme, der FFP Maske. Sieht ja am Anfang auch blöd aus. Nur gut, dass wir noch nicht wissen, was uns zuhause erwartet!

Und jetzt gehören die „Schnutenpullis“ zu unserem täglichen Leben, wer hätte das gedacht!

Unsere Truppe steigt gut gelaunt am stockdusteren verwaisten Frankfurter Flugplatz aus. Am nächsten Tag geht es mit dem ICE für jeden an die jeweiligen Heimatorte. Mit der Bordkarte dürfen wir umsonst 1.Klasse an unseren Zielort fahren.

An dieser Stelle ein grosses Lob und Dankeschön an die Bundesregierung, der Deutschen Botschaft in Windhoek (tolle Organistaion und 24 / 7 Einsatz) und der Lufthansa!

Wir hoffen, dass Corona unsere weitere Reisetätigkeit (Planung?) nicht zum Erliegen bringt!!       Bleibt gesund!!

Während wir diesen Bericht schreiben, ist der nächste Flug Anfang Oktober in Sicht!