Winter 2010-2011

Route:
Buenos Aires – Foz de Iguazu Wasserfälle (Brasilien) – Pantanal (Brasilien & Bolivien) – Titicacasee – Peru – Machu Pichu – Nasca – Lima – Ecuador –  Panamericana zurück nach Chile – Paso Sico – Argentinien – Colonia (Uruguay)

03.07.2010
Wir sitzen im halbvollen Flieger nach Buenos Aires – das Fussballspiel Arg.- Dtl. läuft. Laut der Stewardessen haben viele Passagiere in letzter Minute umgebucht, um das Spiel vor dem TV mitzuerleben. Nach dem 4:0 (der Pilot hat jedes Tor durchgesagt) wird es sehr immer ruhiger im Flugzeug und die arg. Trikots werden dezent ausgezogen und eingepackt. Die Deutschen trauen sich nicht so recht zu Jubeln. In B.Aires nehmen die Argentinier die Niederlage sehr sportlich und gratulieren uns. Den weiteren Verlauf der WM verfolgen wir im entsprechenden Land, nämlich in Uruguay. Als einzige Deutsche in einer Kneipe in Colonia sind wir uns alle zum Schluss einig – beide Teams waren top und es wird die ganze Nacht gefeiert.

02.08.2010
Wir machen uns auf den Weg nach Norden – es fällt uns nicht schwer, denn in B.Aires herrscht Winter mit frostigen Temperaturen. Über einen kleinen „Bastel- und Servicestop“ bei Esteban in Paso de la Patria/ Corrientes stellt sich die erhoffte Wärme trotz 1000 km nördlicherer Breite nicht ein – d.h. zügig zum Foz de Iguazu Wasserfall und nach Brasilien weiterreisen. Unser Ziel ist das südliche Pantanal, wo jetzt Trockenzeit herrscht und dieses grosse Sumpfgebiet zum Teil mit dem Auto & Schiff befahrbar ist. Ein einzigartiges Paradies zum Beobachten von Tieren aller Art.


12.08.2010
Der Ort Miranda liegt zentral im Pantanal (Mato Grosso do Sul), wo wir bei der Agentur „Explore Pantanal“ von der Schweizerin Mirijam gute Tips für das Pantanal bekommen. Am Anfang kommt uns das Pantanal doch sehr touristisch erschlossen vor, viele Fazendas (grosse Rinderfarmen mit entsprechendem Touristikprogramm – „Drachenfels“ auf Brasilianisch!) kann man nur mit einem Voucher einer Reiseagentur besuchen …alles das, was wir nun wirklich nicht wollen. Aber da das Pantanal grösser ist als die BRD, könne wir uns nicht vorstellen, dass es überall so sein soll und siehe da, wir finden nach einiger Recherche doch noch die völlig unberührte touristenfreie Natur.

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Zwei Wochen fahren wir auf fantastischen Offroadstrecken (300 km)

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entlang von Flüssen, Dschungel und Tümpeln (Überbleibsel aus der Regenzeit), in denen nun die Fische gefangen sind und nun die entsprechende Tierwelt anlocken.

Wir beobachten Kaimane (auf jeden Pantanaleinwohner kommen 40 Kaimane), Jabirus (Pantanalstorch), grosse Hyazinth Aras, Nasenbären, Ameisenbären, Gürteltiere, Pantanalhirsche und eine Vielzahl von wunderschönen bunten Vögeln, die wir hier nicht alle nennen können. Jeden Morgen werden wir vom ohrenbetäubenden Geschrei (wie ein herannahender Sturm) der Brüllaffen und einem Konzert der gesamten Vogelwelt geweckt. Die Brüllaffen müssen über eine eingebaute Zeitschaltuhr verfügen, denn sie beginnen Punkt 6 Uhr für 1 Stunde – dann ist der Spuk vorbei.

Am Frühstückstisch fliegen die Tukane und Papageien direkt an uns vorrüber – wir fühlen uns wie in einem Freiluftzoo! Am Nachmittag treiben 4 Gauchos eine grosse Rinder- und Maultierherde vorbei – eine Szene wie im Western – abenteurerlich aussehende verwegende Originale, die sich immer über ein kaltes Getränk aus unserem Kühlschrank freuen.

Der Navi- PC mit den russischen Militärkarten wird richtig gefordert, da wir die Fazenda „4 Cantos“ besuchen wollen und nur die Koordinaten kennen. Man bewegt sich hier fast ausschliesslich auf Privatgelände (90% des Pantanal befindet sich in Privatbesitz) und es gibt immer wieder Reifenspuren, die sonstwo hinführen können. Immerhin treffen wir in 9 Tagen 4 Autos, Fazendaarbeiter, die beladen mit Treibstoff (für die Generatoren) und Proviant zurück zu ihren Farmen sind. Im günstigsten Fall dauert so eine Einkaufstour 2-3 Tage.

Auf der Fazenda „4 Cantos“ lassen wir uns verwöhnen und bekochen, relaxen in der Hängematte und kraulen dem Tukan „Lulu“ das Ohr. Nur vom grossen Ameisenbären „Philipp“ halten wir uns etwas fern, denn seine Riesenkrallen (gross wie unsere Finger) können gefährlich zupacken. z.Zt. Temp. 38 Grad, 12 % Luftfeuchtigkeit.

Unser nächstes Ziel ist die Poussada Ararasuna, die ein eigenes kleines Museum und Laboratorium zwecks Erforschung der einheimische Tiere unterhält. Sie liegt wirklich total im Dschungel mit einer eigenen asphaltierten Landebahn und wir haben nachmittags die Möglichkeit, mit dem Verwalter eine Bootstour auf dem nahegelegenen unberührten Rio mit vielen Nebenarmen und Inseln zu unternehmen. Es ist ein wahres Labyrinth, in das wir uns alleine nie hineingetraut hätten. Er sieht mit seinen geschulten Augen doppelt soviel Tiere wie wir und kann jedes Geräusch deuten.

Das Highlight bei diesem Trip ist das Beobachten von einer Riesenotter mit zwei Jungen. Begleitet werden wir von den flinken Kingfishern und natürlich den Kaimanen. Ein hühnergrosser Vogel sitzt schlafend auf einem Ast und ist durch uns so erschrocken, dass er krachend ins Dschungelblattwerk abstürzt. Das hat schon Comiccharakter. Das Fischen ist hier sehr beliebt – so ist frischer Fisch immer erhältlich und wir grillen uns abends die sehr wohlschmeckenden Piranhas und Pacus (spezieller Fisch aus dem Pantanal, der ein säugetierähnliches Skelett mit grossen Rippenbögen hat) – er ist daher sehr einfach zu essen.

In den nächsten Tagen geht es nach Corumba, der Grenzstadt zu Bolivien, damit Hans nächste Woche seinen Checkup in Santa Cruz/ Bolivien wahrnehmen kann. Ausserdem wollen wir unsere bolivianischen Offroadfreunde treffen und unserem Toyo einiges Gutes tun (1 Satz Reifen liegt dort schon bereit).

23.09.2010
Der Grenzübertritt von Brasilien (Corumba) nach Bolivien (Quijarro) ist unproblematisch – die Einheimischen brauchen keinen Stempel – so sind wir mit einigen LKW- Fahrern die Einzigen bei der Migracion & dem Zoll. Zu unserer grossen Überraschung interessiert sich hier niemand für unsere mitgeführten Lebensmittel, insbesondere Obst, Gemüse und Fleisch. Der boliv. Präsident Evo Morales hat verschärfte Einreisebestimmungen ausgesprochen (eigentlich, um die Amis zu ärgern) – aber es trifft leider alle Touristen. So bekommen wir nur ein Visum für 30 Tage mit der Option einer Verlängerung um max. weitere 60 Tage – dann muss das Land für den Rest eines Jahres verlassen werden! Da wir die Verlängerung schon einmal in Santa Cruz durchexerziert haben (es dauerte wegen des defekten Computersystems 2 Tage), beschliessen wir, unseren Aufenthalt auf 30 Tage zu beschränken und wieder ins Pantanal nach Brasilien zu reisen.

Die Ruta 4 führt 600 km mehr oder weniger schnurgerade direkt nach Santa Cruz. Sie überrascht uns mit einer spiegelglatten Betonpiste (Bente macht uns während der Fahrt sogar einen Cappucino und belegte Brote!) und man könnte 300 km/h fahren, wenn die Strasse nicht gesäumt wäre von Kühen und Eseln, die dementsprechend lethargisch die Strasse überqueren. Selbst unsere Kuhfängerstossstange hätte da ihre Probleme!

Landschaftlich sehr abwechslungsreich (Palmen, Dschungel & Fazendas) erreichen wir am ersten Abend den Ort Santiago de Chiquitos, bekannt durch seine Jesuitenreduktion

(Missionsstationen der Jesuiten, in denen neben der Bekehrung zum Christentum den Indios die Grundregeln der Agrarwirtschaft vermittelt wurden und die Sicherheit gegen die Verfolgung durch span. und portug. Eroberer boten) . Wir übernachten mitten auf der kleinen Plaza und sind ganz schnell die Dorfattraktion. Genau gegenüber befindet sich ein kleines Restaurant, indem wir zu zweit für 3,50 € das Abendmenü essen. Da bleibt noch ein bisschen Luft für eine gute Flasche Wein aus unserem „Weinkeller“ und einer feinen „Monte Cristo“ Zigarre.

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Die nächste sehr gut erhaltene Jesuitenreduktion auf unserer Strecke  liegt in San José de Chiquitos, wo wir die Adresse von Jerome bekommen haben, der dort mit seiner Familie ein ganz neues Hotel betreibt, das „Villa Chiquitana“. Auf dem 5000 qm grossen Gelände richtet er z.Zt. Stellmöglichkeiten für Wohnmobile her. Der blitzsaubere Pool ist in dieser heissen, staubigen Gegend einfach ein Höchstgenuss! Jerome und seine Frau haben vor einigen Jahren mit 2 Piaggio 125ccm Motorrollern mehrere Jahre eine Weltreise unternommen (auf solche Ideen können nur Franzosen kommen!). So versteht er sehr gut die Belange der Reisenden. Wir geniessen ausnahmsweise das Frühstück „ausser Auto“ und relaxen!

Auf dem weiteren Weg nach Santa Cruz kommen erst einmal 85 km Strassenbaustelle in einem unbeschreiblichen Zustand. Halbmeterhoher mehlartiger Staub, tiefe Schlaglöcher und dicke Felsbrocken liegen mittendrin, so dass die LKW’s reihenweise mit geplatzten Reifen am Strassenrand liegenbleiben. Jetzt verstehen wir, warum die Verkehrsdichte auf der bisherigen Strecke fast Null war!

In Santa Cruz geht es gleich los: Termin in der Privatklinik Foianini (wo wir gottseidank den Chef der Diagnostik Dr. Arturo kennen) – das gute Ergebnis ist ja den meisten von Euch bereits bekannt, so dass wir doch sehr erleichtert unsere Reisepläne für die nächsten 6 Monate konkretisieren können. Das positive Ergebnis feiern wir, indem wir mit Dr. Arturo und seinem Sohn Tomas fürstlich Essen gehen. So gerüstet aktivieren wir am nächsten Tag unsere Kontake zum bolivianischen Rallyechampion Happy (Eduardo) Peredo (sein 3. Championat steht unmittelbar bevor – noch 1 Rallye steht aus) und Christopher mit seinem 4×4 Offroadgeschäft. Überraschen können wir sie nicht, da wir von mehreren Leuten in der Stadt bereits gesichtet wurden. Die darauffolgenden Tage sind mit Essen gehen, Verabredungen und Service am Auto voll ausgefüllt.

Wir beschliessen, Happy bei seiner letzten Rallye der Saison nach Cochabamba zu begleiten und er verspricht, uns eine Trainingsrunde als Copilot mitzunehmen. Morgens um 7 Uhr setzt sich der Tross mit 3 Rallyautos auf Hängern, Servicewagen, 10 Mechanikern und uns in Bewegung. Nach 10 Std. Fahrt und einigem organisatorischen Hin und Her treffen sich alle im Fahrerlager auf dem Messegelände, wo wir auch campieren können. Es nehmen über 80 Autos verschiedener Klassen teil. Wir lernen viele nette Rallyefahrer und Copiloten kennen (Happy’s Copilot Claudio kommt extra aus Cordoba/Arg. eingeflogen) und unsere Trainingsrunde im Rallyeauto ist ein Erlebnis, vor allem für Bente, da sich nach 50 Metern mit einem lauten Knall das rechte Seitenfenster verabschiedet (Steinschlag).

Das Fahren eines modernen Rallyeautos erfordert vom Fahrer höchste Komzentration und Präzision, da erstens die Handbremse in Kurven permanent betätigt werden muss (sie kuppelt gleichzeitig auch das Hinterachsdifferenzial aus) und zweitens der Turbolader auf Bergabpassagen manuell abgeschaltet und danach gleich wieder eingeschaltet wird. Nicht zu vergessen noch ein bisschen am Lenkrad drehen und das alles im Sekundentakt! Hans fand es einfach geil und würde am liebsten sofort unser Auto gegen ein Rallyeauto eintauschen! Da wir über gute Insiderinfos verfügen (Streckenverlauf), campieren wir schon den Abend vorher an einer fahrerisch interessanten Stelle ( 2 aufeinanderfolgende gegenläufige Kurven mit einem Sprunghügel) und Hans setzt morgens gleich unser Deutschlandhandtuch (ein Fundus aus Renly & Uves Keller) in unserer Fankurve ein! Da die Gefahr einer Staublunge besteht, werden nur die 3 führenden Autos abgewunken. Nach 3 Tagen ist der Spuk vorbei – wir sind k.o. und Happy wird zum 3. Mal boliv. Rallyechampion! An den Feierlichkeiten nehmen wir vorsichtshalber mal nicht mehr teil.

Bevor wir Cochabamba verlassen (eine sehr schöne grüne Stadt), nehmen wir noch an einem spontan von in Cochabamba lebenden Ausländern (Kanadier, Deutsche,Holländer, Ami…) organisierten Toyotatreffen teil und tauschen ein paar Erfahrungen aus. Dann machen wir uns auf den Rückweg nach Santa Cruz mit einer grossen Schleife über den NP Torotoro, der relativ unbekannt aber nichtsdestotrotz wunderschön ist. Neben vielen Dinosaurierspuren, interessanten Felsformationen und Höhlen, die als Indianerbehausungen gedient haben, lohnt sich diese Tour. Mit von der Partie ist ein junges deutsches Pärchen, Anke & Hardy, die wir mit ihrem Allrad Mitsubishi L 300 bereits in Santa Cruz in denDünen kennengelernt haben.

Wieder in Santa Cruz bekommt unser Auto nach 46.000 km neue Reifen. Wir verbringen noch einen letzten Abend in unserem japanischen Lieblingsrestaurant „Yorimichi“, bevor wir wieder den Rückweg auf der Ruta 4 nach Brasilien antreten, da unser Visum in 6 Tagen ausläuft. Wir wollen sowieso noch in das nördliche brasilianische Pantanal und die bekannte Transpantaneira befahren. Was wir nicht wissen ist, dass am Wochenende die Grenze nur halbtags geöffnet ist und sich endlose Schlangen bilden. So wird aus unserem Grenzübertritt eine 2-tägige Aktion.

Quer durch das südliche und jetzt wesentlich trockenere (als vor 4 Wochen) Pantanal versuchen wir, von Coxim eine Strecke über die Fazendas direkt von Süden nach Porto Jofre zu finden. Dort befindet sich das Ende der bekannten Transpantaneira und wird eigentlich nur vom Norden aus von Pocone befahren. Es wird eine 4-tägige Odyssee durch Tiefsand bei 42 Grad im Schatten, unzählig zu öffnende bzw. schliessende Tore (mit unterschiedlichsten Spannvorrichtungen!), zum Teil sehr „rustikale“ Fazendas, deren Bewohner nur deren nächste Umgebung kennen und die Fragen nach Weg und Rtg. nicht konkret beantworten können (das Trinkwasser, welches uns angeboten wird, entspricht oft dem Zustand der Fazendas – braun & gammelig).

Am Rio Piquiri angelangt stellen wir fest, dass wir irgendeine Spur im Sand am vorherigen Tag übersehen haben und uns noch mindestens ein bis zwei Tagesreisen zu weit östlich von Porto Jofre befinden. Die Spuren sind spärlich und GPS Koordinaten gibt es nicht. Wir müssen die Rückreise antreten, da unsere Wasser- und Dieselvorräte zur Neige gehen. Wir haben ca. 250 ltr. Diesel verheizt und können mit dem restl. Sprit gerade wieder in die Zivilisation zurück. Unser Verbrauch beläuft sich auf sagenhafte 25 ltr. pro 100 km, wobei dies manchmal 9 Std. Fahrzeit bedeutet.

Unsere Militärkarten sind nicht sehr hilfreich, da die eingezeichneten Flüsse zum Teil jetzt ausgetrocknet, andere nicht zu überqueren sind und einige Fazendas an falscher Position eingetragen wurden. Detailkarten gibt es von dem Gebiet nicht, da es in der Regenzeit fast komplett unter Wasser steht und sich die Wege in jeder Trockenzeit verändern. Fazit: 4 Tagen Erfahrung im Tiefsandfahren (nicht einmal hängengeblieben!) und Spurenlesen, idylische abgeschiedene Übernachtungsplätze und nette Fazendabesitzer, die fast ein bisschen ängstlich gegenüber solchen verrückten Gringos wie wir sind. Und nicht vergessen: genügend Bier mitnehmen (wurde auch rationiert!)

Die darauffolgende Nacht – back on the road – ist für uns der Geräuschschock schlechthin. Auf unserem Weg zur Transpantaneira über die brasilianische Bundesstrasse (grrrr) übernachten wir auf einer der legendären brasilianischen LKW Tankstellen (genannt Postos). Die Ausmasse entsprechen 10 Fussballfeldern  mit Restaurants, Duschen vom Feinsten, Wäscherei und aller Arten von technischem Service rund um die Uhr.! Der Besitzer (deutschstämmig und -sprachig) weist uns einen sicheren Platz zu und wir lassen uns mit den Truckern das reichhaltige Angebot am Buffet schmecken. Der LKW-Verkehr ist unglaublich (modernste Monstertrucks) – PKW’s sind eher selten zu sehen – alle ca. 100 km ist eine grosse staatliche Kontrollstation, wo die LKW’s gewogen und die Papiere geprüft werden. Brasiliens Strassen werden von diesen „Cowboys do asphalto“ beherrscht.

Diese Strecke ist sehr hügelig wie fast überall in Brasilien – die Steigungen- und Gefällestrecken sind oft kilometerlang. Bergab wird Gas gegeben, was die Töpfe hergeben, um den Schwung mit in die Steigung zu nehmen. Die LKW’s hängen uns permanent auf der Pelle, teilweise mit bis zu 120 kmh, nur an der Steigung können wir sie abhängen mit teilweise rabiaten Überholmanövern, da sie bergauf fast zum Stillstand kommen. Es ist ein permanenter Positionskampf, der vom Fahrer eine unglaubliche Konzentration erfordert.

Die Dörfer sind dann noch mit hinterhältigen Lombadas (sleeping policeman) – gespickt, die bei Übersehen Passagiere und Wageninhalt an die Decke katapultieren oder einen Achsbruch zur Folge haben können. So sind wir froh, nach einigen 100 Kilometern die Transpantaneira zu erreichen und geniessen erst einmal einige Tage Entspannung auf der schönen Fazenda „Portal Paraiso“ – Campingmöglichkeit mit Küche, Dusche und einem gepflegten Pool. Wir sind wieder umgeben von unseren kleinen und grossen Freunden, die uns mit ihrem Gezwitscher und markerschütternden Schreien morgens um 6 Uhr wecken. Am Frühstückstisch beobachten wir jeden Morgen die schönen Hyazintharas – paradiesisch.

Die legendäre Transpantaneira von Poconé nach Porto Jofre ist mittlerweile eine super geschobene Schotterpiste mit mehr als 120 Holzbrücken durch die Sumpf- und Urwaldgebiete des Pantanals. Auf den ersten 50 km gibt es diverse Übernachtungsmöglichkeiten auf Fazendas, die sich dann Poussada nennen zu exorbitanten Preisen – am Besten all inclusiv. Wir fahren an einem Tag nach P. Jofre: eine handvoll verschlafene Hütten am Rio Cuiaba und ein gutes Hotel mit eigener Landebahn, auf der gerade ein Heli landet. Gottseidank sind ja auch Tiere anpassungsfähig: wir sehen zu beiden Seiten des Weges alle Tiere des Pantanals, jetzt auch mal einen grossen Tapir (boh sind die hässlich) und eine riesige Schlange!

Zum Pantanal muss man leider auch einige kritische Anmerkungen anbringen: wir haben seit Santa Cruz keinen blauen Himmel mehr gesehen. Die Ursache: mit riesigen, bewusst angelegten Buschbränden wird systematische Brandrodung betrieben und sie gerät leider oft ausser Kontrolle. Sie ist dazu angelegt, das Unterholz abzubrennen und das Gebiet für Rinderfarmer nutzbar zu machen. Leider werden dabei auch Flora und Fauna und vor allem die langsamen Tiere wie Schlangen, Faul- und Kleintiere vernichtet. Es wird bisher leider noch nicht geahndet und hat durch die diesjährige extreme Trockenperiode dramatische Ausmasse angenommen. Grosse Teile Boliviens und Brasiliens (eine Fläche doppelt so gross wie Deutschland) sind davon betroffen und liegen seit Wochen unter dieser Rauchglocke – die Reisezeit September bis Dezember sollte daher vermieden werden.  Wir können uns schon vorstellen, dass das Weltklima durch diese riesigen Flächenbrände beeinflusst wird. Auch begegnen wir immer wieder schwer beladenen LKW’s, die Urwaldriesen abtransportieren, Stämme mit bis zu 2 Metern Durchmesser – Regenwald ade?

Unsere weitere Planung richtet sich gen Westen: durch Bolivien wollen wir nach Peru, welches wir noch nicht kennen. Die Wetterverhältnisse sollten noch ok sein, denn die Regenzeit beginnt erst in den Sommermonaten, sprich November bis März.

30.10.2010
Wir überqueren die Grenze von Brasilien nach Bolivien in San Mattias bei sagenhaften 42 Grad im Schatten. Am nächsten Morgen müssen wir feststellen, dass unsere gute Optima Starterbatterie ihren Geist aufgegeben hat. Da wir über ein Batterietrennrelais verfügen, überbrücken wir mit einem Schalter unsere Servicebatterien auf Start, doch es tut sich nichts. Erst der manuelle Umbau bringt den Motor wieder zum Laufen – das Relais war schlicht und einfach durchgeschmolzen. Also auf nach Santa Cruz, unsere heimliche Servicehauptstadt, um eine passende Batterie einzubauen und mit einem pfiffigen Elektriker das Relais bolivianisch zu reparieren.

Auf geht es nach Cochabamba zu Matthias,

den wir auf dem letzten Toyotatreffen kennengelernt haben. Er hat uns eingeladen, eine seiner Suiten zu benutzen, was sich als wirklicher Luxus für uns herausstellt. Wir verbringen tolle 1,5 Wochen zusammen. Matthias kocht mit Laib und Seele – Ente in Orange,… franz. klassische Küche – assistiert von seiner netten bolivianischen Lebensgefährtin Marlene. Schweren Herzens trennen wir uns, denn uns läuft die Jahreszeit davon.

Wir entscheiden uns, die alte La Paz Strecke zu fahren – d.h. 3 Tage durch wunderschöne Canyons und Flussdurchquerungen. Wir passieren ein Bergdorf, in dem offensichtlich gerade die neue Kirche eingeweiht wird und uns bietet sich ein farbenprächtiges Bild: in aufwendigen farbenprächtigen Kostümen tanzen die Männer, um den Teufel zu vertreiben ( zwei Teufel sind auch dabei). Leider können wir den letzten Abschnitt über Chulumani nach Coroico nicht fahren, da die Cocabauern streiken und diese Bloqueos auf unbestimmte Zeit andauern. So kehren wir zurück auf die Haupstrasse nach La Paz.

Von dort geht es zügig weiter zur Copacabana/ Titicacasee, der auf 3800 mtr. liegt und über die Grenze nach Peru. Diese Seite des Sees, der 15 Mal so gross ist wie der Bodensee, ist touristisch gut erschlossen. Von Puno aus besichtigen wir die schwimmenden Schilfinseln der Uros, die die bekannten Schilfboote herstellen. Der Touristenrummel ist schon erheblich, so dass wir nach 2 Tagen in das Hinterland von Puno fahren. Es geht zu den Grabtürmen von Sillustani, die in einer wunderschönen Landschaft an einer Lagune liegen – dort wurden reiche Inkas nach ihrem Tod inklusive ihrer noch lebenden Restfamilie und Dienerschaft eingemauert. Eine makabere Geschichte.

Nichtsdestotrotz übernachten wir 2 Tage an diesem schönen Platz, umgeben von Schafen und Alpakas – die Geister der Toten, die noch in den Türmen sein sollen, haben wir auch nachts nicht gesehen und gehört. Die Bauern der Umgebung leben in kunstvollen kleinen Miniburgen, von denen wir auch eine besichtigen können. Alles aus Naturmaterialien hergestellt – inklusive der Matratzen aus Schilf, Lamafellen …leider aber auch ohne Strom und Heizung.

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Wir befinden uns seit Wochen auf 2800 – 4800 mtr. Höhe! Die Tage sind gleissend hell und sonnig, die Abende nach Sonnenuntergang windig und eisig. Die Temperatur fällt am Abend innerhalb von 2 Stunden von 25 Grad auf 6 Grad. Da muss der Grillmeister schon die Zähne zusammenbeissen!

In Peru gibt es eine ganze Reihe von landschaftlichen und kulturellen Highlights, die unsere Strecke erst einmal bestimmen, um riesige Umwege zu vermeiden. So führt unser Weg zum Colca Canyon, der als der zweittiefste Canyon der Welt gilt. Er ist  für seine Kondorkolonien und die in weiten Teilen terrassenartig angelegten Feldern bekannt, deren Bewässerungssystem zum größten Teil noch aus der Inkazeit stammt. Am „Cruz del Condor“ können wir morgens bei einsetzender Thermik die Kondorfamilien nebst Jungen gut beobachten. Sie brauchen den Aufwind, um mit ihren bis zu 12 kg Gewicht und einer Spannweite bis zu 3 Metern überhaupt starten zu können. Es gibt Fälle, in denen die Kondore ins Tal flogen und von einer Wolkendecke überrascht wurden, so dass sie 3 Tage mit hängenden Flügeln dort saßen, um auf die ersehnte Sonne bzw. Thermik zu warten.

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Unser nächstes Ziel ist Arequipa, eine Stadt geprägt von kunstvoll restaurierten Kolonialbauten, Plazas und Kirchen – für uns bisher die schönste Stadt Südamerikas. Auf 2300 mtr. ist das Klima angenehm mediterran. Dies mag wohl einer der Gründe gewesen sein, warum die Domenikaner 1579 das Kloster „Santa Catalina“ gründeten – auf 20.000 qm umgeben von einer hohen Mauer (eine Stadt in der Stadt), um die Nonnen vor der Verlockung der Aussenwelt zu schützen. Offensichtlich lebten die Nonnen trotzdem zu lustig, so dass die Obernonne 1871 zum Papst nach Rom zitiert wurde. Erst 1970 öffnet sich das Kloster der Aussenwelt und kann seitdem besichtigt werden. Von den ursprünglich 150 Nonnen sind noch 20 übriggeblieben. Diese unterhalten das kloster von den Eintrittsgeldern, da sie sonst noch nicht einmal die Strom- und Wasserechnung bezahlen könnten. Nach 3 Tagen angenehmen Stadtflair (wir probieren natürlich auch die Spezialität des Landes: gegrilltes Meerschweinchen und Steak vom Alpaka) zieht es uns endlich mal auf Meereshöhe – entlang der Pazifikküste auf der Panamericana geht es durch Wüste und schroffe Felslandschaften, die sehr an die Sahara erinnern. Riesige Dünen (bis zu 1000mtr. die höchsten Amerikas) fallen ab ins Meer und Teile der Strasse müssen wohl jeden Tag 5 Mal gefegt werden!

Es ist nicht ganz einfach, einen schönen und sicheren Übernachtungsplatz zu finden, so dass wir im Dunkeln den etwas abgelegenen alten Inkahafen „Puerto Inka“ erreichen und ein nettes kleines Hotel mit einem Stellplatz für Camper vorfinden. Das GPS war wieder mal sehr hilfreich. Am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein stellen wir zu unserer Freuden fest, dass wir in einer wunderschönen kleinen Bucht stehen – mit Sandstrand und Ruinen aus der peruanischen Vergangenheit. Ausserdem treffen wir hier zum wiederholten Male die österreichischen Truckfahrer Greti & Gerhardt, so dass erst einmal bei einem Glas Wein und Meeresfrüchten geplauscht wird.

02.11.2010
Wir entschliessen uns, über die Geoglyphen von Nazca zu fliegen – eigentlich ein Muss, aber die Sicherheitslage der Flugzeuge hat zu vielen Abstürzen geführt, so dass das Auswärtige Amt dringend davon abrät. Vorort erfahren wir, dass von 14 Fluggesellschaften nur noch 3 zugelassen sind – jetzt müsste das Fliegen hier so sicher sein wie nie zuvor! Am Morgen werden alle Flüge mit den 4-sitzigen Cessnas verschoben – angeblich ist der Flughafen  wegen schlechter Wetterbedingungen vorläufig geschlossen. also doch nicht fliegen? Später erfahren wir, dass in dieser Saison bereits 12 Flugzeuge abgestürzt sind! Intuition?? Angeblich waren alle Vorfälle Pilotenfehler!! So betrachten wir 20 km weiter von einem Aussichtsturm einen Teil der schönen Geoglyphen.

Der Weg nach Cusco führt uns durch gewaltige Täler bzw. über drei hohe Pässe. Cusco liegt auf 3400 mtr.  und wir planen, mit unseren belgischen Freunden, die vor Ort seit einigen Monaten eine Reiseagentur betreiben, das Zentrum der Inkakultur „Machu Pichu“ zu besuchen.

13.11.2010
Wir waren da!! Wie bereits erwähnt arrangieren wir zusammen mit Guy, Didi und ihrem Hund Rusty eine 2-tägige Privattour, um mit ihnen zusammen einige Strecken auf dem Weg nach Machu Pichu zu erkunden, da sie in ihrer Agentur auch Mountainbiketouren in der Umgebung anbieten. als Scouts unterwegs – das ist richtig spannend!

Wir haben zum letzten Mal die Gelegenheit, unsere Steppenwolf MTB’s, die wir an sie verkauft haben, zu benutzen. Tolle Singletrails, vorbei an einer trichterartigen antiken Agrarversuchsstation der Inkas hinunter zu den Salinen – es ist ein beindruckender Trip. Nach 6-stündiger Autofahrt über einen Pass erreichen wir Santa Teresa und die Hydroelectrica (Wasserkraftwerk), von dem wir in strammen 2 Stunden Fussmarsch den Ort Aguas Calientes erreichen.

Hans ist aufgrund der Höhe kurzatmig und entschliesst sich, nach einer halben Stunde umzukehren und den Zug zu nehmen. Der peruanische nette junge Guide Americo begleitet ihn – zum Glück! Der letzte Zug des Tages ist nur für Einheimische gedacht und die Bahn weigert sich, einen Ausländer mitzunehmen. Nach endlosen Telefonaten von Americo (auch mit seinem Papa, dem Polizeichef von Agua Calientes) kommt Bewegung in die Sache.  Papa interveniert beim Chef der Eisenbahngesellschaft und  Hans muss als Schwerbehinderter seine OP Narben zeigen – ein Raunen geht durch den Raum und er bekommt die Genehmigung, in einem Wagon in „Quarantäne“, bewacht von zwei Angestellten der Bahngesellschaft, mitzufahren. wir Wanderer sind erschöpfter aber früher in Aguas Calientes. Eine kleine Notiz am Rande: diese 35minütige Fahrt kostet für einen Gringo 18 USD (49 Soles). Einheimische zahlen 2 Soles (0.80 US Cent) und ein Guide zahlt die Hälfte, sprich 1 Soles! Abzocke oder Chancengleichheit? Da trennen sich die Meinungen.

Am nächsten Morgen heisst es, um 6 Uhr Aufstehen, um 7 Uhr in 20 Min. mit dem Shuttlebus die 400 Höhenmeter zum Eingang des Inkareiches zu fahren – es herrscht noch Morgennebel. Der gibt der Anlage einen mystischen Charakter. Wir haben einen Guide engagiert, der uns 2 Std. mit sehr interessanten Erklärungen durch die Ruinen führt. Die Kulisse ist gigantisch und beindruckend – trotz der täglich 4000 Touristen! Es verläuft sich und nach der Führung kann man auf eigene Faust die Eindrücke auf sich wirken lassen. Als Highlight des Tages gibt es noch die Besteigung des Wayna Pichu (junger Berg) – pro Tag sind nur 400 Personen zugelassen. Bente, Didi und ein weiteres Mädel haben das Glück, die letzten 3 Erlaubnisstempel für die Besteigung dieses Tages zu bekommen. Manche stehen dafür bereits um 4 Uhr morgens Schlange!

Eine 2-stündige Strapaze von 1000’den „Stufen“ wird mit einem der schönsten Blicke auf Machu Pichu (alter Berg) und die kompletten Ruinen belohnt. Das Wetter spielt mit – in dieser tropischen Gegend nicht immer selbstverständlich!! Es ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Inkas alles hochtransportieren mussten, inklusive der Erde für ihre Terrassenfelder. Der Standort wurde ausgewählt, da er leicht zu verteidigen und sicher vor Erdrutschen und Erdbeben war und ist. Zurück in Aguas Calientes sind wir alle total erschöpft  und  eine Stärkung mit Ceviche ( peruanisches Nationalgericht – roher Fisch mit Zwiebeln, Koriander & Limonen) belebt die Lebensgeister.

Die Rückfahrt nach Cusco findet mit einem Zug der Luxusklasse statt – es wird in dem flugzeugähnlichen Abteil Abendessen serviert Zur allgemeinen Belustigung der Reisenden gibt es noch eine kleine Modenschau mit Pullovern und Jacken aus Alpakawolle – so vergehen die 4 Stunden Fahrt wie im Fluge. Cusco und Machu Pichu sind mit Sicherheit die meistbesuchte touristische Attraktion Südamerikas und trotz unserer Bedenken, dass wir das alles nicht aushalten, waren wir speziell von den Eindrücken in Machu Pichu angetan! Ausserdem ist es schön gewesen, einige nette Abende mit unseren Freunden zu verbringen und dadurch auch Einblicke hinter die Kulissen zu bekommen.

10.12.1010
Uns zieht es von Cusco in die wärmeren Gefilde, so dass wir beschliessen, in den tropischen NP Manu zu fahren, bereits ein Randgebiet des Amazonas. Der einzige Weg dorthin führt entlang der von Rhododendron, Lianen und Farnen gesäumten Felswand, an vielen Wasserfällen vorbei – auf der anderen Seite des schmalen Weges (wir sind froh, dass unser Wagen nicht grösser ist!) schauen wir in die tiefe Schlucht des Rio Madre de Dios. Am Ende des Tages werden wir mit einem wunderschönen Ausblick über das Amazonastiefland belohnt! Nach 2 Tagen werden wir nervös, da die täglichen Gewitter und Regenfälle unseren einzigen Weg aus dem Gebiet drohen, aufzuweichen. An mehreren Stellen machten Erdrutsche ihn schon fast unpassierbar, so dass wir umdrehen. Ein guter Entschluss – einige Tage später hören wir, dass mehrere Touristen eingeschlossen wurden.

Von Bergen, Kälte und Millionen von Serpentinen haben wir genug, so dass wir uns wieder an die Küste begeben. Das Wüstenklima sagt uns doch mehr zu! Durch Ica und Pisco, dem Weingebiet Perus (Piscoherstellung = peruanischer Grappa) gelangen wir in ein riesiges Dünengebiet – wir fühlen uns nach Afrika versetzt. Die früher idyllische Oase Huacachina (mit einer Lagune gesäumt von Dattelpalmen) ist mittlerweile ein Zentrum für junge Leute aus Ica, um am Wochenende zu feiern und mit Buggys oder Sandboards durch die Dünen zu heizen.

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An der Pazifikküste übernachten wir in den Dünen mit dem Blick auf riesige verlassene Strände! Dank Navi finden wir einen Weg entlang der Küste durch den N.P. Paracas – kaufen auf dem Weg in einer Fischersiedlung (Baracken) 2 grosse Fische, die wir uns abends in einem Strandrestaurant zubereiten lassen.

Auf der Panamericana geht es zügig entlang der Küste nach Lima. Auf dem Weg werden wir 3 Mal von Polizisten angehalten, die uns immer mit fadenscheinigen Begründungen versuchen, abzuzocken. Es hilft nur berherztes Auftreten und die Drohung, den Fall zusammen mit seinem Vorgesetzten auf der nächsten Hauptwache zu klären. Dies führt dann schnell zu einer unwilligen Bewegung des Polizisten, sofort weiterzufahren. Die erwartete ausländische Geldquelle ist doch nicht so einfach anzuzapfen.

Lima empfängt uns mit einem Verkehrschaos, dessen agressiver Fahrstil selbst den in Istanbul übertrifft. Es knirscht in einer Stunde  drei Mal bei uns, wobei zwei Rückspiegel der Mitstreiter (Taxis) auf der „Strecke“ bleiben. Dies wird stoisch und ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen. Da unser Fahrzeug panzerähnlich ausgestattet ist, bleiben diese Vorfälle  ohne Folgen – ARB sei dank! Wir haben alle Mühe, den von uns engagierten Taxifahrer zu folgen, der uns zu einer Hosteria mit einem gut bewachten Stellplatz bringt.

Wir sehen uns die beindruckende Altstadt mit ihren weissen Kolonialbauten an – von dort stammt auch das Weihnachtsmannfoto – sind aber nach 3 Tagen erschlagen vom Verkehr und dem Lärm. Wir benutzen den Aufenthalt in Lima zu einer Aktion, die die Sicherheit gegen Einbrüche in unser Auto erhöhen soll – es wird eine Sicherheitsfolie von innen auf alle Fenster aufgebracht, die verhindern soll, dass die Fenster mit einem Hammer mal eben eingeschlagen werden können. Zusammen mit den Vorhängeschlössern, mit denen wir unsere Türen von aussen zusätzlich gut sichtbar sichern, sind wir gerüstet für Ecuador und Kolumbien.

Wir folgen weiterhin der Panamericana, um das schlechte Wetter in den Bergen zu umfahren und unser Versuch, die imposante Strecke  durch den Canon del Pato (42 Tunnel) zu erreichen, bleibt uns versagt, da die Zubringerstrasse tagsüber wegen Sprengungen die nächste Zeit gesperrt ist. So drehen wir um und fahren entlang der Küste nach Trujillo bzw. dem Bade- und Surfparadies Huanchaco. Dort besichtigen wir die grösste Lehmziegelstadt der Welt „Chan Chan“ – seit 1986 Unesco Weltkulturerbe. Das Volk der Chimú, die über 1000 km Küste bevölkerten und beherrschten, wurden im 14. Jhdt. von den Inkas erobert. Es sind immer noch Stadtmauern, Zisternen, Tempel und Paläste zu erkennen, wobei das Gemäuer grundsäetzlich von Regenfällen aufgeweicht wird. Der Hauptpalast und viele Reliefarbeiten (Pelikane, Fische, Netze) auf den Stadtmauern sind daher überdacht und werden ständig ausgebessert und weiter ausgegraben.

Es zieht uns doch wieder in die Berge, wo wir über Cajamarca nach Chachapoyas wollen. (Für uns ist es die letzte Gelegenheit, einen Transformator für die 110 V in Ecuador zu kaufen und für Hans einen Inverter – damit er sich den ersehnten Pürierstab kaufen kann!)

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Tarantula

In dem Dorf soll es eine erst kürzlich gefundene und in der Restaurierung befindliche Festungsanlage geben, die mit der Machu Pichus vergleichbar sein soll. Wir sind mal gespannt auf Kuélap! Auf dem Weg dorthin besuchen wir das Museum in Leymebamba, in welchem viele Ausgrabungsfunde geschmackvoll und interessant präsentiert werden. Auch wird dort die bis zur heutigen Zeit lebenden Indianerstämme und -kulturen beschrieben. Bei der Gelegenheit stellen wir fest, dass die Umgebung gespickt ist mit noch kaum erschlossenen Grab- und Wohnstätten der unterschiedlichtsen Indianerstämme – touristisch wenig bekannt, da schwer zu erreichen. Hier gibt es noch wirklich was zu entdecken. So sind wir nicht erstaunt, in Kuélap eine überwucherte, nur zum kleinen Teil bereits restaurierte Ruine vorzufinden, und das mit 5 anderen Touristen!

Die 400 km zur Grenze nach Ecuador führen durch Dschungel, wunderschöne Vegetation immer an irgendwelchen Flussläufen entlang. Wir übernachten bei Schweinebauern und in der Wildnis an Wasserfällen, die herrliche Bade- und Massagegelegenheiten bieten und geniessen die Natur. Wir erreichen den kleinen Grenzübergang „La Balsas“ bei Namballe nach 1 Woche – der Schlagbaum wird nach der Mittagspause für uns geöffnet und die ecuadorianischen Beamten haben alle Zeit dieser Welt. Sie beschenken uns mit tropischen Früchten und wollen „schnacken“ – so oft bekommen sie keinen Besuch.

Ab da beginnt eine abenteuerlicher Piste – einspurig und so gebaut, wie es die Landschaft vorgibt. Wir fahren Steigungen, die wir nur mit Schwung im 1.Gang schaffen, natürlich eine S-Kurve nach der anderen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 15 kmh. Entschädigt werden wir durch die unberührte Natur. Mit Schrecken denken wir an die beiden Schweizer Fahrradfahrerrinnen, die wir tags vorher trafen – sie wollen (müssen) die gleiche Piste nehmen. Wir treffen sie in Vilcabamba wieder und erfahren, dass sie zum Teil zu Zweit ein Fahrrad die Steigungen heraufschieben mussten.

In Vilcabamba, in dem überdurchschnittlich viele über Hundertjährige leben, treffen wir auf die beiden deutschen Brüder Peter & Dieter, die dort die idyllische Hosteria „Izhcayluma“ betreiben. Sie liegt auf einem Berg in einem wunderschönen Garten mit Orchideen und tropischer Vegetation. Das gute Restaurant und die langen Abende an der Hausbar machen uns mal wieder richtig Spass. Im Ort überwiegt eher der amerikanische Althippie, der noch nicht gemerkt hat, dass Woodstock schon lange vorbei ist – tagsüber wird heftig in die Bierflasche geschaut und abends läuft nichts ohne einen Joint! So kann man seinen Lebensabend auch gestalten, aber um die Hundert zu erreichen ist das Rezept mit Sicherheit nicht geeignet.

04.01.2011
Wir entscheiden uns, die östliche Strecke durch das Amazonastiefland nach Quito zu nehmen. Die Strecke ist wieder Mal wunderschön und abwechslungsreich. Besonders hervorzuheben ist der sehr aktive Vulkan Tungurahua bei Banos, der an diesem Tag dicke Rauchwolken ausstösst. Der Ort musste 1999 sogar evakuiert werden. In Quito erwartet uns Kälte, viel Regen und eine Lärmkulisse, so dass wir trotz der schönen Altstadt die Flucht ergreifen. Unser fester Wille, Weihnachten an der Beach zu verbringen, wird in die Tat umgesetzt.

Durch schwerste Regenfälle und Überschwemmungen in den Dörfern gelangen wir nach Puerto Lopéz, wo Renate & Bruno bereits auf uns warten. Als Überraschung trudeln die Österreicher Hansi & Günther mit ihrem Pinzgauer ein und wir feiern zusammen Weihnachten – es gibt Lobster satt vom Grill (Hans‘ Spezialität).

Seitdem sind 14 Tage vergangen, wir stehen immer noch an der Beach, stürzen uns jeden Morgen aus der Koje in die Wellen – und ein Lobster kommt auch ab und an vorbeigeschwommen- direkt auf unseren Grill. So langsam juckt es wieder und wir schaun mal, wie es jetzt bei uns weitergeht. Wir eruieren., ob wir unser Auto 8 Monate in Panama stehen lassen können (eine Garage haben wir bereits) und dann die Gelegenheit wahrnehmen können, Kolumbien zu bereisen oder wieder zurück nach Uruguay müssen. Wir halten Euch auf dem Laufenden!

11.02.2011
Aufgrund der Informationen aus Panama scheinen die Zollformalitäten sehr aufwendig zu sein, so dass wir beschliessen, uns nicht unnötigem Stress auszusetzen und wieder zurück nach Uruguay zu fahren. Vorher wollen wir aber noch gen Norden bis zur kolumbianischen Grenze, um uns die schönsten Strände Ecuadors anzusehen und das karibische Flair (weisser Sandstrand & Palmen) zu geniessen. In dem kleinen Fischerort Mompiche (Geheimtip unter Surfern)

bleiben wir 1 Woche bei der Auswandererfamilie Katharina & ihrem türkischen Ehemann – sie ist ausgebildete Masseurin & Shiatsuexpertin und nimmt uns ordentlich in die Mangel – wir fühlen uns wie neugeboren! Leider piesacken uns die Sandflöhe, so dass wir völlig zerstochen die Flucht ergreifen müssen. Unser kurzer Aufenthalt auf der Nordhalbkugel ist zu Ende – ab morgen steht die Sonne für uns mittags wieder im Norden!

Auf dem schnellsten Weg Richtung Süden auf der Panamericana verabschieden wir uns erst einmal vom Pazifik und der Dünenlandschaft, um in Peru den „Canon de la Pato“ zu besuchen. Der imposante Canon ist bekannt für seine 35 spektakulären, in den Fels gesprengten Tunnel, die nur einspurig wechselseitig befahren werden können. Wir sind froh, dass unsere Hupe funktioniert und so der Entgegenkommer rechtzeitig ausweichen kann. Viel befahren wird die Strecke zum Glück allerdings nicht. Wir befinden uns wieder auf über 4000 mtr., was uns nicht sehr gut bekommt – so geht es schnurstraks zurück in die Küstenregion auf moderate Höhe und Temperatur.

Lima passieren wir in 1,5 Stunden, genervt von permanenten Polizeikontrollen (die Beamten halten natürlich immer ihre Hand auf – bezahlt haben wir nie, aber immer diskutiert)!  Eines Morgens verfolgt und stellt uns sogar ein Polizeiauto, weil wir sie mittlerweile ignorieren. Wir scheiden als gute Freunde per Handschlag, weil wir ihnen klarmachen, dass diese Art von Polizeiverhalten dem Tourismus sehr schadet – ansonsten wäre Peru ein wunderschönes Reiseland.

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Auf dem Weg nach Chile finden wir wunderschöne Übernachtungsplätze direkt am Meer, beobachten vom Frühstückstisch aus Delfine und Seehunde – so schön haben wir uns die Panamericana nicht vorgestellt. In Arica treffen wir den Neuseeländer Ross, den wir in seiner Hosteria vor 9 Jahren bereits mit Motorädern besucht haben. Er ist immer noch Trans Ocean Stützpunktleiter – nur für welche Yachties?

Weiter geht es nach Iquique, immer der Küste entlang, bis wir irgendwann links abbiegen, um durch die Atacama Wüste und über den Paso Sico nach Argentinien einzureisen. Auf der Tour treffen wir eine nette deutsche Familie in ihrem Truck, der wir diesen Paso dringend empfehlen, da er ein landschaftliches Highlight ist. Dieser Teil der Reise entwickelt sich zu einem echten Abenteuer, da es in der trockensten Wüste der Welt das erste Mal seit 10 Jahren regnet – und das 10 Tage lang! Die Ausmasse werden uns erst bewusst, als wir die uns bekannte Landschaft und Lehmhäuser aufgeweicht vorfinden.

Der Paso ist von einigen Erdrutschen teilweise blockiert und  ein kanadisches Paar hängt seit 2 Tagen auf 3900 mtr. fest. Zusammen erkunden wir die nächsten Hindernisse zu Fuss, da wir uns schon bis zum Chassi festgefahren haben und hinter uns eine Quelle aus dem Boden sprudelte. Trotzdem beschliessen wir, mit Sandblechen und Schaufeln zusammen weiterzukommen. Das entpuppt sich als anstrengendes Unterfangen, da wir auch den Wagen der Kanadier (Zweiradantrieb) mit unserem Equipment durchbringen müssen. Nach 3 Stunden geben wir fürs Erste auf, um hier zu übernachten.  Am nächsten Morgen schauen wir weiter –  die Piste vor uns ist total durchgeweicht und überflutet. Selbst zu Fuss sinkt man sofort knietief ein.

Wie aus heiterem Himmel gesellt sich ein völlig verschlammter weiterer Kanadier mit seinem Landy zu uns. Er hatte seine Auto kurz vorher im Salar fast versenkt und ist heilfroh, auf andere Lebewesen zu treffen. Bei näherem Hinschauen stellen wir fest, dass die Hinterachse des Landys total schräg unter dem Auto hängt – ein Längsträger hat sich gelöst (er führt die Hinterachse). Als Folgeschaden ist ein Stossdämpfer abgerissen und der Stabilisator hängt nur noch am seidenen Faden! Das nächste Bremsmanöver wäre übel ausgegangen und eine temporäre Reparatur muss sofort in Angriff genommen werden.

Zum Glück findet er einen passenden Bolzen im Gepäck, so dass wir zumindestens den Längsträger wieder befestigen können. Dazu muss allerdings die Hinterachse in ihre ursprüngliche Position zurückgezogen werde, was sich als schwierig herausstellt. Nur mit Hilfe unserer Winde und mit grossen Steinen festgesetzten Rädern (die Autos wurden sonst nur aufeinander zugezogen!) gelingt es uns, alles wieder in Position zu bringen.

Am nächsten Morgen drehen wir dann doch alle zusammen um und finden mit Hilfe eines Mineros eine Alternativstrecke, die  8 km verschüttete Piste zu umfahren. Auf dem Weg nach San Antonio de los Cobres und weiter nach Salta sehen wir das gesamte Ausmass der Überschwemmungen – die Piste ist seit wenigen Stunden auch für Offroadfahrzeuge erst wieder passierbar. Am darauffolgenden Tag ist sie bereits wieder gesperrt. In Salta müssen sich Fahrer und Fahrzeuge einer mehrstündigen gründlichen Reinigung unterziehen – es werden neue Stossdämfer gekauft und eingebaut und abends erleichtert ein Bier getrunken. Es folgen noch einige schöne Grill- und Schnackabende, denn so ein Abenteuer schweisst zusammen. Unsere Schaufeln und Sandbleche sind krumm und verbogen, aber auch das werden wir hier noch richten, bevor wir weiter nach Uruguay fahren.

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29.03.2011
Wir haben es geschafft – unser Pickup steht verpackt im Container auf dem Weg nach Izmir. Wir geniessen noch sonnige Herbsttage um Montevideo und freuen uns auf den Sommer in Europa! Mit 10-tägiger Verspätung treffen wir in Hamburg ein, nachdem wir unseren Rückflug schlicht und einfach um mehrere Tage „verdödelt“ haben. Gottseidank ist die Lufthansa kulant und rechnet uns den Betrag auf die neuen Flüge an.

In Norddeutschland empfängt uns schönstes Frühlingswetter – die Untersuchungsergebnisse sind gottseidank alle positiv, so dass wir den Sommer in Europa planen können. Ende Oktober soll es dann Richtung Kolumbien, Mittelamerika und Mexiko gehen.