Winter 2007-2008

Route:
Verschiffung von Hamburg nach Buenos Aires – Uruguay – Südbrasilien – Foz de Iguazu Wasserfälle – Mennoniten in Paraguay – Südbolivien – Salta, Cachi, Paso Agua Negra (Argentinien) – „Hacienda Los Andes“ (Chile)

30.12.2007
am 10. Dezember 2007 geht es endlich los…
Im stömenden Regen steht der Pickup fertig gepackt vor unserer Haustür in der Südtürkei. Wir nehmen Abschied von unseren Katzen Pauline & Schissy – aus der Traum von der abendlichen Kuschelei auf dem Sofa – zum Glück haben wir nette hilfsbereite Nachbarn – die „Dosenöffner“. Unser erster Zwischenstopp bei unseren Freunden Winfied & Hilda in Izmir, wo wir noch ein letztes türkisches Abschiedsessen einnehmen, faellt schwer.

Die Abfahrt am naechsten Morgen beschert uns wieder strömenden Regen, der uns bis nach Griechenland begleiten sollte. Nach 7 Std. Fahrt zwischen Aquaplaning & Blindflug durch die vielen LKW’s auf den türkischen Landstrassen erreichen wir den Grenzübergang Ipsalla. Die Abfertigung mit unseren türkischen Nummernschildern war völlig problemlos & freundlich – in 15′ waren wir auf griechischem Boden. Wir sind eigentlich Anderes gewohnt, aber auch hier geht es richtig professionell zu. Ein weiterer Zwischenstopp bei Segelfreunden am Golf von Volos („Enten Bernd“ & DebraLee) im völlig autarken „alternativen“ Haus mit eigener Strom- und Wasserversorgung – toll! Von da aus führt der Weg über einen schneebedeckten Pass (1740 m) nach Igoumenitsa, wo wir die Faehre nach Venedig erreichen. Die umherstreunenden albanischen Jugendlichen am Hafen lassen uns ein strenges Auge auf unser fahrendes „Wohnzimmer“ werfen. Die stürmische Überfahrt nach Venedig mit den Truckern war sehr erholsam, so dass wir direkt von der Faehre Gas geben konnten. Venedig lag bei strahlendem Sonnenschein unter einer weissen Rauhreifschicht.

Unser Kurs wurde von nun an von unserem streikenden und „besinnungslosen“ Navy-Tablet-PC bestimmt – auf zum Hersteller am Bodensee – zum Glück passiert es noch auf unserem Weg in Europa! So langsam stellt sich eine gewisse Urlaubsstimmung und ein „dickes“ Fell ein – wir nehmen unser Handgepaeck und entspannen erst einmal eine Woche bei Gerd & Heidi auf Mallorca. Palma ist sehr schön trotz strömenden Regen in voller Weihnachtsbeleuchtung! Man merkt – in Europa herrscht halt Winter. Von Mallorca – das Auto war in Glashütten/Taunus abgestellt – geht es zügig weiter nach Leer, wo wir von meinem Bruder & Familie – 3 quirligen Kindern – gespannt erwartet wurden. Die Kinder sorgten dafür, dass ein Teil unserer gespeicherten Energie in Kürze verpuffte!

10.01.2008
Next Pitstop bei meinen Eltern in Kappeln an der Schlei – wir haben bereits 4300 km auf der Uhr. Hier werden wir nun von Renly & Uve nach Strich & Faden verwöhnt, waehrend wir sehnsüchtig auf die Abfahrt „unseres“ Frachters warten. Wie Ihr ja seht, waren wir unterdessen nicht untaetig und haben dank meiner Segelfreundin Illa unsere eigene Webpage kreiert. Wir versuchen, diese Art von Reisebeschreibung inkl. Fotos regelmaessig zu aktualisieren – haengt natürlich immer etwas von der Internetverbindung vor Ort ab.

Eigentlich war der 08.01.2008 als Abreisetermin avisiert – ein kurzer Anruf der Agentur Hamburg-Süd – wir sollen jetzt erst am Sonntag,den 13.12.2008 an Bord gehen. Jetzt wollen wir doch endlich los. Wenn wir nach 4 Wochen Buenos Aires erreichen, beginnt dort bald der Herbst und wir wollen doch eigentlich nach Patagonien. In den 4 Wochen auf dem Schiff haben wir ja genug Musse, doch noch einmal unsere Reiseroute zu überdenken oder einfach umzudisponieren. Schliesslich steht uns ja auch noch der argentinische & brasilianische Regenwald zur Verfügung. Unsere Reiseroute des Schiffes könnt Ihr unter www.grimaldi-freightercruisers.com – „Itineri aggiornati“ – South America – G.Buen („Grande Buenos Aires“) abrufen. Sollte nach 6 Wochen nichts Neues auf dieser Seite zu lesen sein – achtet auf Rauchzeichen, da kein Internetcafé zur Verfügung steht.

16.01.2008
Ein aussergewöhnlich schöner Sonnentag in Norddeutschland (ein gutes Omen?)- wir fahren gen Hamburg/Freihafen, um auf der „Grande Buenos Aires“ einzuschiffen – alles sehr spannend – auch für uns ist es das erste Mal, als Passagiere auf einem richtig grossen Frachter zu sein! Hans‘ Erfahrung liegt bereits ein „kleines Weilchen‘ zurück- so ca.42 Jahre! Im für Laien organisierten Chaos sollen wir nach 2 Std. unser Auto vom Gate an Bord bringen. RoRo – also ‚rauf die Rampe in ein Zwischendeck – der erste Offizier weist uns einen sicheren Platz in einer Ecke zu. In jedem Hafen können wir an das Auto.

Mit Pick & Pack beziehen wir unsere Kabine mit Blick über den Hafen in 30 mtr. Höhe – super – immerhin wird sie für 4 Wochen unser Zuhause sein.In letzter Stunde treffen wir uns mit Carsten & Helge, die extra mit Ihren Fahrraedern in den Freihafen kommen. Ein netter Abschied! Um 23Uhr laufen wir aus und geniessen die Skyline von Hamburg. Die Nordsee empfaengt uns am naechsten Morgen ruppig mit bis zu 44 kn Wind (9 Bft.) – auf der Brücke merkt man nur leichte Bewegung des Rumpfes. Viel Schiffsverkehr und die Übung eines hollaendischen SAR-Helis, der einen Mann bei uns an Deck absetzt und wieder abholt, sorgt für Action an Bord. Bei allen Manövern ausser An- und Ablegen dürfen wir uns auf der Brücke aufhalten (wie in einem Flugzeugcockpit-viele Geraete sind uns ja zum Glück nicht ganz fremd) – die Crew besteht aus italienischen und indischen Offizieren & Mannschaft – alle sehr nett & hilfsbereit.
Bis Tilbury (GB) haben wir noch 2 Mitreisende, die schon 2 Monate auf den verschiedensten Frachtern unterwegs waren – sie können uns eine Menge hilfreicher Tips zum Bordleben geben. In Antwerpen, Le Havre & Bilbao kommen noch jeweils 2 Passagiere dazu.

Der junge italienische lustige Koch versorgt uns taeglich 3 Mal mit purer italienischer Kost – selbst morgens zum Frühstück gibt es schon PIZZA! Ansonsten ist der Speiseplan sehr abwechslungsreich – nach der obligatorischen Pasta gibt es immer 3 Gaengemenüs, z.B. Seezungenfilet, Gulasch, frische Calamaris und imnmer Obst als Nachtisch. Nur die Inder haben so Ihre Probleme mit der ital. Küche und bekommen vom indischen Steward Costa heimlich kleine Curries serviert- wir schliessen uns dem sofort an! Unser erstes Ziel „Tilbury“ in der Themse ist nicht gross erwaehnenswert – ein haesslicher Industriehafen im strömenden Regen. Die „gammelige“ Schleuse aus dem vorigen Jahrhundert mussten wir passieren – 50 cm Platz an jeder Seite! Ein Meistermanöver des Captains, und das ohne Schlepperhilfe.

Ach ja – eins haben wir noch vergessen zu erzaehlen – seit ca. 4 Wochen beim letzten Dakarbesuch gibt es einen blinden Passagier(Senegalese) an Bord – er krabbelte aus einem Container und steckt seitdem im Bordgefaengnis. Das Problem für den Captain (der musste gestern morgen Report beim ital.Botschafter in London erstatten) & der Crew ist gross – wegen mangelnder Aufsichtspflicht wird ihnen ein immenser Teil der Heuer abgehalten und in jedem Hafen haben wir die Polizei an Bord. Wir werden ihn wohl nach Dakar zurückbringen und versuchen, dort wieder „loszuwerden“. „Inshallah“ würde der Türke sagen! Er wird jedenfalls bestens mit italienischer Pasta gemaestet!

02.02.2008
Seit 14 Tagen befinden wir uns jetzt an Bord und haben uns langsam über Tilbury, Antwerpen, Le Havre, Bilbao, Casablanca, Dakar(Senegal) und Conakry(Guinea) in warme Gefilde (33 Grad) vorgearbeitet. Zu den europaeischen Haefen gibt es nicht sehr viel zu sagen-es wurden viele Autos (alte & neue) und Container aufgeladen. Die 11 Autodecks waren gut gefüllt! Der komplette „Autoschrott“ wurde gestern in 8 Std. in Conakry von Bord gefahren und gezerrt. Das Prozedere war ein Erlebnis der besonderen Art- alle Gebrauchtwagen, die bisher von der Besatzung pfleglichst behandelt wurden, wurden von den Einheimischen in brutalen Schlepp- und Schiebeversuchen mit grossem Palaver innerhalb von wenigen Minuten ordentlich demoliert. Wir haben den Nachmittag in unserem Auto verbracht, um unser „Hab und Gut“ zu beschützen. Trotzdem hatte die ganze Aktion einen hohen Unterhaltungswert!
Hier noch in Stichworten erwaehnenswerte Erlebnisse in den einzelnen Haefen:
Le Havre-in 5 Std. Landgang, Museumsbesuch und atlantische Schalentierplatte vom Feinsten.
Bilbao-1 Tag Aufenthalt,Besichtigung des fantastischen Guggenheimmuseums und der Altstadt sowie der unvermeidliche Besuch diverser Tapabars.
Casablanca ist leider kein Landgang möglich, da die Immigration sehr chaotisch erscheint. Die Hafenanlage sah aus wie ein Schrottplatz- es ist unvorstellbar, welche Werte dort im Freien vergammeln- nagelneue Autos (Minis,BMW’s…) wurden mit dem Gabelstapler unsanft transportiert & fielen auch einfach mal hinunter- alles egal.
Dakar- grosse Stadt mit 3 Mio. Einwohnern- unser Dock lag direkt im Zentrum, so dass wir abends Zeit hatten, mit einem Guide in die Stadt zu gehen.Die ganze Aktion war sehr abenteuerlich- Hans‘ Erfahrung aus der Karibik mit der repotenten Mentalitaet kam uns doch seht zugute! Unvorstellbare Armut (Gestalten schliefen überall am Strassenrand auf Pappkartons) und hübsche hochgewachsene Menschen bildeten einen krassen Gegensatz zu den BMW’s X5, die von unserem Schiff rollten. Abschluss in einer witzigen Bar mit einheimischer Lifemusik.Wir sind unseren „Blinden Passagier“ – im Bordjagon „Stowaway“ genannt-los!

Conakry- haben auf 2 Std.Landgang verzichtet, da die Offiziellen sich sehr viel Zeit für die Formalitaeten nahmen. Ausserdem war alles unvorstellbar schmutzig, so dass wir froh waren, als unser Schiff um 18 Uhr endlich ablegte.Die Sicherheitsvorkehrungen der Crew waren immens- einen neuen „Blinden Passagier“ wollte nun wirklich keiner wieder an Bord haben.
Die Wind- und Wetterverhaeltnisse sind ideal- wir fahren für die naechsten 5 Tage mit 19,5 kn und 230 Grad Richtung Brasilien. Unser naechster Hafen ist Salvador de Bahia- morgen mittag überqueren wir den Aequator! Die letzten Tage konnten wir immer mal Delfinschulen nahe am Schiff beobachten & einen Wal leider in der Ferne.

Das Leben an Bord ist sehr gemütlich und entspannt. Es gibt einen Fitnessraum, den wir erst Instand setzen mussten und nun haeufig benutzen – Hans kann jetzt auch Tischtennis spielen. Der neue italienische Koch verwöhnt uns mit bester italienischer Pasta und jeden Tag gibt es Fisch! In Conakry hat er sogar 17 kg frischen Red Snapper ergattert. Zum 39. Geburtstag unseres Captains gab es gestern selbstgemachte Torte! Überhaupt muss man sagen, dass alle Speisen inkl. Brot & Brötchen jeden Tag in der grossen Kombüse frisch hergestellt werden. Ausserdem gibt es zu jedem warmen Essen für die 8 Passagiere jeweils eine kleine Flasche guten Wein. Für die Crew herrscht absolutes Alkoholverbot! So ist die Stimmung immer sehr lustig und jeder geniesst das „Nickerchen“ nach dem Mittagessen.
Die Stipvisiten an der afrikanischen „wohlhabenden“ Küste hat bei uns einen Eindruck der Hoffnungslosigkeit hinterlassen.

Wir freuen uns doch langsam sehr auf Südamerika & den Tango.

2007-2008_030

18.02.2008
Unsere Atlantiküberquerung in 5 Tagen verlief unspektakulaer und ruhig ohne viel Wind. Die Bordroutine, d.h. für die gesamte Crew Wache gehen und das Schiff instandhalten, geniessen alle. Die afrik. Haefen waren 24 Std. purerer Stress für alle. Die Aequatorüberquerung wird mit einem Grillabend an Deck im strömenden tropischen Regen gefeiert.
Unser erster Hafen in Südamerika ist Salvador de Bahia-eine wunderschöne und interessante Hafenstadt, die wir leider nur von unserer Reedeposition aus gesehen haben. Aufgrund des letzten Tages des Karnevals war der kleine Hafen durch div. Kreuzfahrtschiffe blockiert.
Dafür haben wir Gelegenheit, 4 Std. in Rio von Bord zu gehen. Der Captain lenkt ein, denn er merkt eine langsam aufkeimende Meuterei unsererseits- ein Landbesuch in Salvador waere bei besserer und engagierterer Organisation sicherlich möglich gewesen(und das zum grössten Strassenkarneval der Welt!!). Wir waren alle stinksauer inkl. der Crew. So hat er uns über den Agenten vor Ort ein Taxi besorgt und los geht das „Touriprogramm“! Es ist sogar noch Zeit für einen Caipi an der besagten Copacabana,die nicht so aufregend toll ist wie erwartet. Der Zuckerhut wird hautnah passiert. Unser naechster Hafen liegt 2 Tage gen Süden- bis auf lange Dünung und ab und an lokale kleine Starkwinde bis zu 44 kn und feuchtschwüle Witterung geniessen wir wieder unser Bordleben.

Hans & ich stehen oft auf der Brücke & navigieren mit bzw. gehen Ausguck-ich darf sogar mal den Autopiloten betaetigen und den Kurs auf einen neuen Wegepunkt aendern. Der Captain schlief gerade! Für die „Jungs“ auf der Brücke sind die Passagiere auch eine Abwechslung und wir erfahren viel über das Leben in Indien!
Santos, die Hafenstadt von Sao Paulo ist riesig- Betonburgen entlang der schönen, aber mittlerweile verschmutzten Straende. Es werden viele Autos und Container verladen, so dass wir hier fast 2 Tage in den Docks verbringen. Der Captain hat sicherlich auch etwas an der Uhr gedreht, denn hier lebt z.Zt.seine frisch angetraute hübsche brasilianische junge Frau, die er uns mittags stolz vorstellt. Grosser Beifall zum Lunch von uns allen! Wir wachsen langsam zu einer Familie zusammen.
Wir essen abends im Ort in einem originellen Fischrestaurant im Hafen- die Preise sind extraorbitant. Die Naehe vom sehr reichen Sao Paulo laesst es zu und Brasilien ist sowieso für unsere Verhaeltnisse relativ teuer. Da müssen wir durch! Wir sind froh, als es weitergeht-wir wollen endlich nach Buenos Aires. Es herrscht langsam eine gewisse Unruhe unter den Passagieren.

Nach 3 weiteren Tagen erreichen wir abends den Rio Plata und können in der Abendsonne die Silhouette von Punta del Este ausmachen-das Cannes Südamerikas! In der Höhe von Montevideo übernehmen wir in der schmalen (etwa 2 Schiffsbreiten) Fahrrinne unseren Pilot, der uns 18 Std. den Rio Parana hochbringt bis nach Zarate. Der Captain muss die ganze Zeit auf der Brücke verbringen und wir schieben uns wie ein Hochhaus an kleinen Hütten und Stegen vorbei durch das Delta- viel Platz haben wir auch nicht unterm Schiff. Auch der Captain schaetzt diese Passage nicht sehr, aber Zarate ist nun mal einer der grössten Autoverladehaefen Südamerikas.

Viel Platz in der grünen Flusslandschaft- so parken dort ca. 40.000 neue Autos jeder Marke. In dem kleinen Ort Zarate geht es sehr laendlich zu- wir haben dort fast 2 Tage Aufenthalt und verladen über 3.000 neue Autos. Unser Glück, denn meine EC Karte wird abends vom Bankomat verschluckt- wie sich naechsten Tag herausstellt, nehmen die hiesigen Banken keine EC Karte und ziehen sie einfach beim ersten Versuch ein!
Endlich erreichen wir Buenos Aires am Freitag, den 15.02.2008.34 Grad-Sonne!! Das Einklarieren unseres Autos ist ein Klacks- der Agent hat den Zollchef gleich mit an Bord gebracht. 20 Minuten spaeter fahren wir von Bord. Der exklusive Segelklub wollte uns (wie schon erwartet) leider nicht beherbergen. So haben wir uns kurzentschlossen ein nettes kleines Hotel in der Innenstadt genommen und unser Auto in eine bewachte Garage gestellt.

Seitdem erkunden wir die Stadt mit all ihren wunderschönen Bauten und Parkanlagen und natürlich die Restaurants & Kneipen. Zu unserer grossen Freude ist der Preislevel noch wie 2005- ein tolles Abendessen für 2 Pers. kostet ca. 30,- Euro, 1 ltr. Diesel 0,38 Euro. Gestern waren wir das erste Mal in der Innenstadt(Touristenmeile) zum Einkaufen mit schönen und exklusiven Laeden. Hans‘ neu erstandene Badeshorts hat unser Hotel leider nie gesehen- sie wurde uns aus der attraktiven Addidastüte „gezockt“ und wir haben nichts bemerkt trotz unserer verstaerkten Aufmerksamkeit. Die Armut an jeder Ecke spricht für sich und der neue Besitzer liegt mit Sicherheit glücklich mit ihr bereits am Strand.
Morgen bereiten wir uns auf unsere Abreise (Autofaehre 3 Std.) nach Colonia(Uruguay) vor- tanken,einkaufen & Auto waschen (vom 4-wöchigen Aufenthalt im Schiff ist es rabenschwarz!). Nach 6 Tagen Grossstadt brauchen wir jetzt dringend Natur & frische Luft.

Die Route soll über Punta del Este entlang der Ostküste nach Südbrasilien gehen. Dort erwarten uns riesige Wanderdünengebiete, menschenleere Straende & grosse Lagunen über eine Laenge von 600 km. Unser Ziel sind dann die Foz de Iguazu (Wasserfaelle) an der Grenze zu Argentinien und Paraguay. Genaue Zeitplanung ist noch offen – ca. 4 Wochen.

Die „neue“ Freiheit bereitet uns immer noch leichte Unruhe – es gibt eben morgen keinen Termin, obwohl wir oft noch in unseren Träumen aktiv mitten im Arbeitsleben stehen. Bis dahin- wir schauen mal, wann wir wieder einen guten Internetzugang bekommen. In Argentinien funktioniert unser Handy übrigens nicht- vielleicht in Uruguay, aber sicher in Brasilien.

27.02.2008
Unser Auto ist gewaschen & vollgetankt inklusive aller Kanister. Nach einer sehr sorgfaeltigen Ausklarierungsprozedur (mit Schnueffelhunden- hatten aber keine „Zigarrenausbildung“) dauerte die Überfahrt 3 Std. nach Colonia del Sacramento/Uruguay. Die Einreiseformalitaeten wurden in 10 Minuten durch einen sehr freundlichen Zollbeamten erledigt (Aufenthaltsdauer für das Auto ist 1 Jahr, für Personen 3 Monate). Es ist ein sehr schöner kleiner Ort mit der aeltesten Kirche Uruguays und vielen restaurierten Haeusern aus der Kolonialzeit. Im Zentrum lief uns gleich einer unserer Frachtschiffmitreisenden Pascal über den Weg- grosses Hallo und Cafe con Leche. Nach 20 km finden wir einen kleinen einfachen Campingplatz am Rio de la Plata (in Uruguay ist freies Campen leider nicht erlaubt). Nora, die Mutter vom Ganzen bereitete uns abends ein einfaches paniertes Schnitzel (Milanesa) zu und es gab selbstgemachten „Wein“- das alles für 5 USD für beide Portionen.
Am naechsten Morgen haben wir erst einmal Meilen gemacht- das Land entpuppt sich als sehr europaeisch,landschaftlich sieht es aus wie Schleswig-Holstein, nur gibt es mehr Kühe und Palmen sowie fantastische uralte Autos in Betrieb. Die Hauptstrasse führt durch Montevideo (sehr reizvoll) und an Punta del Este vorbei. Nach 400km finden wir einen wunderschönen Campingplatz bei Rocha – in den Dünen von La Pedrera inklusive Meeresrauschen. Dort bleiben wir 3 Tage und geniessen das Strandleben und Baden/Bodysurfen in der Brandung des Atlantiks. Die Saison neigt sich hier dem Ende entgegen- naechste Woche beginnt überall wieder die Schule.
Die Tour führt weiter auf der Routa 10 zur grossen Laguna de Castillos (Naturschutzgebiet), wo wir uns mit einem Boot über den Fluss in die Lagune zu dem groessten Ombu- Wald bringen lassen. Die eindrucksvollen Ombubaeume sind bis zu 500 Jahre alt und kommen sonst nur Einzeln vor. Bei einer Fischerfamilie wird noch ein kleines Asado (div. Fleischsorten über offenem Feuer gegrillt) serviert.Einige km weiter schlagen uns schon am Ortseingang des kleinen Strandortes Aguas Dulces Haschischwolken entgegen- wir sind in einem freakigen Aussteigerort in schönen Wanderdünen gelandet & beschliessen, mit unserem „Luxusgefaehrt“ doch lieber weiterzuziehen.

So landen wir nach ca. 80 km in dem Fischerort Punta del Diablo- endlich mal Fisch essen. Der Campingplatz ist sehr ordentlich und von jungen Argentiniern, Einheimischen und Brasilianern belegt. Unser Dachzelt erregt immer Aufsehen- sofort ist der Kontakt zu den „Lokals“ da. Jeder Platz hat eine gemauerte Feuerstelle und ab mittags bruzelt und riecht es immer gut. Auch wir führen jetzt immer Holz mit auf der Ladeflaeche! Der Ort ist sehr originell und strahlt ein typisches Fischerortflair aus, obwohl sich auch hier die argentinischen Touristen tummeln und nette Cabanas (Sommerhaeuser) in den Dünen zu mieten sind. Nachmittags sitzt man beim Patricia- oder Zillertalbier an der Beach und guckt den Surfern in der Brandung zu. Das Wetter ist durchwachsen-ab und an ein Regenschauer, aber warm. Wir bauen unser Aussenzelt und das Tarp auf- die ideale Kombination.
Leider liefern unsere Solarpanels keinen Strom- irgendetwas haben sie in Marmaris beim Aendern der neuen Steckdose falsch angeschlossen und wir haben es vor lauter Stress auch nicht mehr kontrolliert. Zum Glück haben wir „Landstrom“.
Paul, ein Österreicher, der seit 15 Jahren in Paraguay lebt und mit parag.Frau und Baby im Sprinter auf Urlaubstour ist, gibt uns gute Tips für die Weiterreise und guckt sich unsere Waeco Kühlbox an- so etwas gibt es nicht in Paraguay, deswegen faehrt er jetzt nach Argentinien, um sich eine zu kaufen.

14.03.2008
Die Schlechtwetterperiode haelt an, so dass wir nach 4 Tagen Punta del Diablo verlassen (Baeume sind nachts sogar zwischen den Zelten umgekippt) und im stroemenden Regen die 30 km nach Chuy zur brasilianischen Grenze fahren. Die Formalitaeten sind auch hier problemlos. Die 250km nach Rio Grande fahren durch plattes Weideland. Wir kommen uns vor,als wenn wir in Schleswig-Holstein waeren. Nur Ortschaften gibt es kaum. Abends kehren wir in ein Hotel ein mit Blick auf den Badeort Cassino. Es gibt das beste Fruehstueck, was wir bisher hatten- endlich Obst in jeder Variante, reichhaltige Kaese- und Wurstauswahl, heimische exotische Marmeladen und div. Brot- und Kuchensorten. Dagegen war das Angebot in den Laeden in Uruguay speziell der Obstsorten duerftig, trotz des tropischen Klimas. Wir können schon fast keine Bananen & Tomaten mehr sehen.
In Rio Grande finden wir einen Gasladen, um unseren tuerkischen Gasregulator mittels Adapter auf das brasilianische System umzustellen. Die tuerkische Flasche haben wir gegen eine brasilianische eingetauscht- vielleicht kommt hier ja mal ein Tuerke vorbei! Mit der „Faehre“- nach viel Fragerei und Sucherei finden wir endlich in der letzten Ecke des Hafens den Schwimmponton, der mit Hilfe von 2 Schleppern bewegt wird- wir setzen auf die Landzunge nach Sao Jose do Norte ueber. Mit uns fahren nette Argentinier- der neue VW Bus wird die vor ihm liegende Strecke von 300km bestimmt sehr uebel nehmen( gottseidank wissen sie nicht,was auf sie zukommt). Es erwartet uns z.T. Asfalt, ein ganzer Teil tiefe, zerfurchte Sandpiste und die restlichen 100 km schlechteste Asfaltstrecke mit zum Teil 50cm tiefen riesigen Loechern. Dann geht es auf die Strandpiste- 100mtr. breit bis zum Horizont. Wir entschliessen uns, in den Duenen zu uebernachten und verstecken uns hinter einer besonders grossen. Nach einem schoen gemuetlichen Lagerfeuer und Grillabend (Holz haben wir immer auf der Ladeflaeche) beobachten wir noch das Wetterleuchten ueber dem Meer.

Zum ersten Mal haben wir ein Erlebnis der besonderen Art- am Strand tauchen 4 bis 5 Mopeds auf, die auf unserer Hoehe scheinbar irgendetwas suchen- etwa uns?! Blitzartig decken wir unser Lagerfeuer ab, legen Pfefferspray und die Machete bereit und beobachten die Aktion. Nach 15 Min. war der Spuk vorbei. Unser Versteck war gut gewaehlt. Es haetten auch Fischer sein koennen, die ihre Strandnetze kontrollierten- wer weiss das schon. In der Nacht ging ein fuerchterliches Unwetter ueber uns hernieder- zum ersten Mal mussten wir die Dachgauben unseres Zeltes „reffen“. Ansonsten hat es sich fantastisch bewaehrt- es ist pottendicht und sturmfest!
Am naechsten Morgen, nachdem wir uns bei einem guten Fruehstueck vom Schrecken der Nacht erholt haben, ging es bei strahlendem Sonnenschein weiter die Beach entlang bis fast nach Torres in den Nationalpark „Itapeva“. Wir finden einen leeren wunderschoen gelegenen Campingplatz in den Duenen- die Saison ist hier absolut vorbei. Die naechsten Tage bleiben wir, um bei bestem Wetter zu schwimmen und uns etwas zu braeunen! Relaxing pur!

Dann geht es weiter gen Westen ueber eine schlechte Schotterpiste in die „Serra Gaucho“- eine Hochebene, die 50km von der Kueste entfernt liegt. Dort wollen wir zum „Canyon de Fortaleza“- beindruckend (900mtr.tief)! Ausserhalb des Naturschutzgebietes finden wir versteckt hinter Büschen eine Gauchofeuerstelle und einen guten Uebernachtungsplatz. Wir haben Fleisch eingelegt- die Stimmung in der Natur ist ueberwaeltigend. Nachts wird es richtig kalt- unsere dicken Schlafsaecke sind angesagt. Morgens lauert ein grosser Falke auf die Ueberreste unseres Grillguts. Passend dazu reitet mit nettem Gruss auch noch ein Gaucho vorbei!
Unser naechstes Ziel ist die „Ruta de Vinho“- die brasilianische Weinstrasse. Es findet gerade Weinlese statt und am Wochenende sind die Luxushotels ausgebucht- mangels Campingmoeglichkeiten (alles ist sehr erschlossen und kultiviert) ziehen wir notgedrungen auch in ein Luxushotel. Es ist grandios und sehr schoen in den Weinbergen gelegen- es passt alles (Zimmer, Essen & Ambiente)! Unser Gepaeck- 2 Tupperdosen und unsere Rucksaecke stossen auf Erstaunen, werden aber trotzdem von 2 Angestellten auf unser Zimmer gebracht. Am naechsten Morgen, verlassen wir gestaerkt die schöne Gegend-  eine Mischung aus Toskana und Rheintal.


Bei 36 Grad & schoenstem Wetter geht es fast 400km gen Norden zum Rio Uruguay- hier ist wieder alles urspruenglich und wir uebernachten direkt am Fluss mit einer Pommesbude im Ruecken als unser verlaengertes Esszimmer! Der kleine Ort Marcelino Ramos, in dem wir fruehstuecken, ist wirklich original suedamerikanisch. Selbst hier sind immer noch viele Spuren von deutschen Auswanderern zu sehen – der Kneipier heisst Schneider und wir hatten eine nette Unterhaltung auf Deutsch mit einem alten interessierten Mann, dessen Grosseltern vor 170 Jahren hierhergekommen sind.
Wir verlassen den Ort ueber eine alte kombinierte Eisenbahn-/Autobruecke ganz vorsichtig (sie hat gehalten!)- wer weiss, wielange noch. Ueber schoene Schotterwege geht es Richtung NE in das Tiroler Vorzeigestaedtchen „Treze Tillias“(dreizehn Linden). Wir trauen unseren Augen nicht- man traegt hier Trachtenkleider, Tirolerhuete & Lederhosen. Wir uebernachten auf dem Grundstueck der Familie Felder und Sohn Erwin nimmt uns abends mit zu einer Schuhplattlervorfuehrung auf portugiesisch! Und das Alles in Brasilien! Die brasilianischen Touristen, die dort uebernachteten, waren begeistert inkl. eines bekannten ehemaligen bras. Nationalfussballspielers- er ist auf Talentsichtung mit einem Wohnmobil der Groesse eines Linienbusses unterwegs!

Nachdem uns 2 Tage lang die Grasfloehe uebelst bearbeitet haben, machen wir uns auf den Weg Richtung Foz do Iguazu– die Wasserfaelle des Rio Iguazu. Die Strassenverhaeltnisse auf dieser Hauptverkehrsverbindung sind teilweise haarstraeubend- viele Trucks und jeder gegen jeden. Hans ist in seinem Element!  Nur mit den „Lombadas“ oder „Quebra Molas“ (Achsbrechern) koennen wir uns nicht anfreunden- diese maechtigen Asfaltschwellen tauchen unverhofft selbst auf Hauptstrassen und in Ortschaften auf- die Geschwindigkeit wird auf Schritttempo reduziert, aber wie die Einheimischen kann man dann beim Beschleunigen auch gleich mal LKW’s ueberholen.

Vor Sonnenuntergang erreichen wir nach 600 anstrengenden Kilometern Foz do Iguazu und einen schoenen kleinen Campingplatz mit parkaehnlichen Bewuchs und Swimmingpool. Das angrenzende Restaurant gehoert der Tochter der Platzbesitzerin – dort werden im eigenen Teich Fische frisch geangelt und sogar als Sashimi serviert. Die „Lokals“ (Einheimischen) sitzen mit ihren angemieteten Angeln herum und hoffen auf ein Abendessen. Der Fang wird per Kilo abgerechnet. Die groesste Verfuehrung an diesem kleinen netten Platz sind die „Caipis“, die hervorragend gemixt sind. Heute haben wir endlich unsere Mountainbikes aktiviert und werden die Wasserfaelle und die schoene Umgebung damit erkunden.

15.03.2008
Fruehmorgens machen wir uns bei strahlendem Wetter auf zu den Iguazu Wasserfaellen- ca. 17 km ausserhalb des Ortes im Regenwald gelegen. Dort ist alles perfekt organisiert- immerhin besuchen ca. 1 Mio. Touristen pro Jahr diese Attraktion. Trotzdem wirkt alles sehr urspruenglich. Da die Saison vorrueber ist, sind nicht viele Menschen unterwegs und uns laeuft gleich ein kleiner Nasenbaer ueber den Weg. Die Kulisse ist einfach grandios, vor allem der Blick von der brasilianischen Seite aus. Auf Stegen kommt man relativ dicht an einige Faelle heran und wird von der Gischt eingehuellt.

Die Wasserfaelle erstrecken sich auf ein Gebiet von mehreren Kilometern- morgen werden wir mit den Mountainbikes die Grenze nach Argentinien ueberqueren und uns das Ganze von der anderen Seite ansehen inkl. einem Raftingausflug- dieses Mal ist das Badezeug dabei! Ein anschliessender Besuch im Vogelpark hat uns den Artenreichtum Suedamerikas gezeigt- mal sehen, ob wir diese prachtvollen Papageien, Anacondas etc. auch mal in freier Wildbahn sehen werden. Der Park ist direkt in den Regenwald integriert und vermittelt freie Natur. Bei einem Colonia Bier sitzen wir im tropischen Regen unter unserem Tarp und erholen uns von diesem anstrengenden und beeindruckenden Tag. Die Geraeuschkulisse um uns herum vermittelt, dass wir immer noch im Dschungel sitzen.

18.03.2008
Gestern machten wir uns mit unseren MTB unterwegs auf die argentinische Seite der Wasserfaelle. Wir mussten die Grenze ueberqueren- Ein-bzw. Ausreisestempel holen- alles ganz problemlos. Nur Fahrradfahrer sind sie nicht gewohnt. Nach etwas ueber 30 km erreichten wir den Nationalpark, der auf dieser Seite noch urwuechser ist als in Brasilien. Nur die Menschenmassen- viele einheimische Touristen, da heute die Osterferien begonnen haben, waren sehr laestig. So haben wir uns entschlossen, morgen frueh in das menschenleere Paraguay zu fahren. Heute wird alles zusammengepackt- von Mathilde, der Campingplatzbesitzerin, haben wir fuer die letzte Nacht eine Cabana (Guesthouse) bekommen, so dass wir morgens frueh die sehr belebte Bruecke der „Freundschaft“ nach Ciudad del Este /Paraguay ueberqueren koennen.
An alle lieben Freunde, die uns hin und wieder mailen- seid uns nicht boese, dass wir manchmal nur kurz, schleppend oder gar nicht auf Eure netten (wir freuen uns ja auch immer darueber)e-mails antworten. Erstens sind die Datenuebermittlungen oft sehr langsam und zweitestens wuerden wir Tage im Internetcafe verbringen! Deswegen haben wir ja die webpage eingerichtet, um Euch immer auf dem Laufenden zu halten. Es ist doch wesentlich mehr Arbeit, als wir uns gedacht haben, denn wir muessen doch permanent am Ball bleiben. Also schreibt gerne weiter, aber die Antwort kann ein Momentchen dauern.

29.03.2008
Durch die grosse Duty Free Zone „Ciudad del Este“ und „Foz do Iguazu“ brauchen die Einheimischen nicht Aus- und Einklarieren (der Schmuggel blueht)- nur wir brauchen die Papiere, da wir ja weiter wollen. In der Stadt selbst wechseln wir noch schnell etwas Geld, was sich als ziemlicher Nerv gestaltet- die Jugendlichen haengen uns permanent am Auto – nur durch beherztes Beschleunigen und Bremsen koennen wir sie abschuetteln.

Unseren urspruenglichen Plan, dieses Land auf dem schnellsten Weg- nach Asuncion- zu durchqueren, haben wir im Laufe der naechsten Stunden umgeworfen. Es ist einfach zu schoen und die Menschen im Land machen einen sehr freundlichen Eindruck. So kehren wir nach ca. 200 km bei Cnel. Oviedo auf einer Estanzia ein (Hazienda mit Uebernachtungsmoeglichkeit). Nach 8km ueber eine schoene Offroadstrecke eroeffnet sich die Estanzia „Don Emilio“, traumhaft gelegen wie in einem „Reiseprospekt“.

Wir koennen im Garten zwischen Zitrusbaeumen parken- das Hausmaedchen serviert Kaffee & Kuchen auf der Terrasse- dann springen wir in den Pool! Da Osterferien sind, treffen noch diverse Familien aus Asuncion ein- es wird ein gesundes Schwein geschlachtet & im Erdofen koestlich traditionell zubereitet. Die Hacienda wird von den beiden Schwestern Inez & Magabi mit viel Liebe gefuehrt. Beide sprechen mehrere Sprachen- man fuehlt sich gleich familiaer aufgenommen. Fuer die Reiter unter uns gibt es natuerlich Pferde- wir haben es mal sein gelassen. Das gesamte Essen wird auf der Hacienda produziert – die landwirtschaftliche Seite wird vom Bruder gefuehrt. Die Raeumlichkeiten befinden sich zum Teil im Herrenhaus mit den original Möbeln. Fuer alle, die mal richtig ausspannen wollen! Kontakt: donemilio24@gmail.com, www.donemilioestancia.com
Schweren Herzens machen wir uns am naechsten Tag auf den Weg- unser Plan- wir wollen gen Norden bzw. Nordwesten ueber Conception in den Chaco. Der Chaco ist eine unberuehrte riesige Sumpfebene mit Urwald und einer unglaublichen Vielfalt von Tieren und Vegetation- die Papageien und Adler hat es irgendwo im „Sonderangebot“ gegeben. Die einzige asfaltierte Strasse geht ueber hunderte Kilometer schnur geradeaus. Dann beginnt eine richtig schoene Schlamm- und Staubpiste. Die Haciendas liegen teiweise hunderte Kilometer im Busch und die Verkehrsdichte existiert nicht. Bei 40 Grad geniessen wir ein eiskaltes Bier am Strassenrand, denn ohne Bier kann man hier nicht so lange geradeaus fahren.

Inmitten des Chaco haben sich vor ca. 75 Jahren die Mennoniten in Kolonien angesiedelt- wir besuchen Filadelfia- sie sind deutschen Ursprungs und pflegen als Umgangssprache Plattdeutsch. Die Mennoniten verweigern Wehrdienst und bestehen auf ein eigenes Schulwesen fuer ihre Kinder- das konnten sie damals nur in Kanada und Russland ausleben, von wo sie spaeter auch vetrieben wurden. In Paraguay wurde ihnen das Land im Chaco geschenkt inklusive aller Freiheiten, da man annahm, dass sie es eh nie schaffen wuerden, dieses Land urbar zu machen. Man nannte es die „gruene Hoelle“. Auch fuer uns war es unbegreiflich, wie sie diesen Dschungel kultiviert haben. Heute betreiben sie sehr erfolgreich Rinderzucht & Landwirtschaft.
Weiter geht es in den Nationalpark – NP Tiente Enisco- von dort aus ist man auf sich alleine gestellt. Wohl dem, der einen grossen Dieseltank und genug zu essen & trinken dabei hat. Die Piste wird immer ruppiger und ist total aufgeweicht, da es, wie wir hinterher erfahren haben, schwerste Unwetter in der ganzen Region gegeben hat.

Nach Stunden kam uns ein Pickup entgegen- wir trauten unseren Augen nicht und wurden sogar auf Deutsch angesprochen:“Fahrt bloss nicht weiter nach Bolivien – wir sind 6 Mal stecken geblieben“. Alle 4 waren voellig groggi! Es stellt sich heraus, dass die zwei aeltere Maenner im Fond aus Deutschland mit ihren BMW Mopeds von Bolivien nach Paraguay unterwegs waren und ihre Motorraeder an der Grenze vor 2 Tagen schlicht und einfach im Schlamm aufgeben mussten. Ueber Funk haben die Grenzposten Hilfe aus der Mennonitensiedlung (350km) geholt, die das Gepaeck und die beiden Fahrer abgeborgen haben. Der naechste LKW auf der Strecke (3 Tage spaeter) sollte die Mopeds mitbringen- eine wage Hoffnung?! Unser Angebot, am naechsten Tag mit 2 Autos die Strecke zurueckzufahren und beide Mopeds aufzuladen, haben sie vor Erschoepfung gar nicht richtig registriert- sie wollten nur noch Essen & ein Bier!

Nach einer sicheren Uebernachtung bei den Rangern im NP waehlen wir doch den etwas suedlicheren Grenzuebergang, der sich nachher als genauso haarig herausstellte. An der Grenze zu Bolivien hoert der von Argentinien und der EU spendierte Asfalt schlagartig auf- es beginnt eine „wunderbare“ Schlammschlacht bis an die Grenze des Machbaren: Wassertiefe z.T. 80 cm, links und rechts Sumpf und Wasserflaechen- die Piste war manchmal nicht mehr zu sehen. Dank unser wirklich guten Offroadausruestung und Differenzialsperren haben wir uns durchgewuehlt. Das war nach unserem Geschmack!

Der erste bolivianische Grenzposten bestand aus voellig verwahrlosten jungen Soldaten, die wie die Tiere hausten und z.T. voellig zugekifft waren. Der unsere Papiere Ausfuellende viel fast mit dem Kopf auf die Unterlagen und hatte sichtliche Muehe, ueberhaupt noch zu schreiben. Es folgten noch 3 weitere Kontrollen- alles sehr militaerisch, aber korrekt.
Nach 130km Piste (5 Std.) erreichten wir Villa Montes, eine typisch bolivianische Kleinstadt mit viel Ambiente & Leben.

Wir hatten den Eindruck, dass man hier besser in einer Pension schlaeft und parkten unser Auto in deren abgeschlossenen Innenhof. Mittlerweile sind wir aber der Meinung, dass man den Menschen dort Unrecht tut (der Indio sieht halt fuer uns Gringos ernst und dunkel aus, aber eigentlich ist er/sie eher schuechtern und nett) – die Kriminalitaet konzentriert sich mehr auf die Grossstaedte. So viele neue Pickups und sogar einen Hummer haben wir bisher in keinem anderen Land gesehen und hier schonmal gar nicht erwartet! Die Preise sind einfach unglaublich- wir essen fuer 4,30 Euro 2 Portionen Haehnchen und ein grosses Bier zu Abend. 1 Ltr. Diesel 0,35 Euro.

Fuer unsere Weiterfahrt kaufen wir ein komplettes Rinderfilet fuer 2,-Euro/Kilo! Haarschnitt von uns beiden 3,- Euro und wirklich gut geschnitten! Bolivien werden wir im naechsten Jahr ausgiebig bereisen- das war nur mal ein Test! Am naechsten Tag fahren wir laut Karte eine nichtasfalierte Nebenstrecke- ueber 140 km Schotterpiste, immer einspurig am Abhang und Fluss entlang, geht es durch wunderschoene Berge bis auf 2700mtr., die mit dichtem Dschungel bedeckt sind.

Das Kreischen der Papageien ist z.T. ohrenbetaeubend. Fuer die 140 km nach Entre Rios brauchen wir einen ganzen Tag- aber schoen war es. Entre Rios, ein kleines Indiodorf, liegt wunderschoen in den Bergen an einem Fluss. Fuer die Uebernachtung duerfen wir bei einer Oelgesellschaft auf deren Workcamp unser Lager aufschlagen- um 7 Uhr wurden wir geweckt- Arbeitsbeginn.
Der naechste Tag bringt uns eine Ueberraschung- nach 1,5 Std. Offroadpiste ist die Strecke gesperrt. Eine Ansammlung von LKW’s und Bussen wartet bereits seit Stunden. Man versucht, eine neue „Strasse“ durch den Dschungel zu bauen- ein wildes Unterfangen und wie wir sehen, auch nicht ganz ungefaehrlich. Die Oeffnungszeit ist nur zwischen 12 bis 14 Uhr und von 19 bis 6 Uhr!

Pfiffige Indiofrauen aus dem Dorf servieren Snacks und Getraenke- Mittagessen fuer einen Euro (gut, dass wir Hepatitisimpfung haben). Hier hat Hans‘ Rente voellig andere Dimensionen. Punkt 12 Uhr faellt der Startschuss begleitet von einem Hupkonzert der LKW’s und es beginnt eine unglaubliche Rallye ueber eine unvorstellbare Piste- das Schlimmste & Gefaehrlichste, was wir bisher erlebt haben. Links der Abgrund an der Lehmkante ueber 100 mtr. in den Rio, rechts die Felsueberhaenge. Der Bus vor uns hatte teilweise nur 20 cm Platz zu jeder Seite. Einmal rutschte er leicht mit den Zwillingsreifen ueber die Kante- uns blieb der Atem stehen.

Wir fuhren permanent in nebelartigen Staubwolken, fast im Blindflug, weil uns von hinten LKW’s brutal bedraengten- sie liessen es nicht zu, dass wir einen Staubabstand lassen wollten. Kurze Weichen in puderartigem Sand liessen manchmal berherztes Ueberholen zu, obwohl auch einer entgegen kommen konnte. Alles spielte sich ueber 45 km am Abgrund ab- mitten durch eine fuer uns unvorstellbare Baustelle. Muessig zu erwaehnen- am Ende hatten wir sie alle gepackt, obwohl die Busse versucht haben, das massiv zu verhindern. Jetzt wissen wir, warum die Fahrer alle mit Cocablaettern prall gefuellten Backen fahren. Dann tut der Absturz auch nicht so weh- es passiert eine Menge auf dieser Strecke, wie wir spaeter erfahren haben.

Wir kommen ziemlich geschafft in Tarija an, wo wir uns als Entschaedigung in ein schoenes Hotel einbuchen. Hans stuertzt sich erst einmal in die Technik des Autos- Luftfilter ausbauen, reinigen… Mangels Fett werden die Dichtungen mit Sonnencreme Faktor 30 eingerieben.Nachdem wir einigermassen recovered und gereinigt waren, haben wir die Stadt erkundet, schoen, quirlig mit einer tollen Markthalle und schoenen Plazas. Mein „Restaurantschnueffler“ Hans hat das Szenerestaurant an der Hauptplaza schnell entdeckt. Ueberraschend probieren wir tollen bolivianischen Wein, essen gute Pizza dazu und geniessen die Atmosphaere (Preise siehe oben!). Wir sind zufaellig in „der“ Weingegend Boliviens gelandet (1700 mtr Hoehe) , die wir am naechsten Tag erst einmal erkunden. In einem Weingut kaufen wir den am Vorabend probierten Wein Grand Reserva mit internationaler Medaille – mit guter Verproviantierung und vollem Dieseltank begeben wir uns Richtung argentinische Grenze Bermejo/ Agua Blancas.

Die gut asfalierte Strasse hat durch die oben beschrieben Unwetter in der Region schwer gelitten. Grosse Erdrutsche (ein Tunnel war verschuettet) und Unterspuelungen hatten die Strasse fuer Tage unpassierbar gemacht. Nach 200 km erreichen wir die Grenze- alles sehr geordnet und freundlich. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf einem Gemeindecampingplatz, wo uns bei 34 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit die Moskitos und alle anderen flugfaehigen Insekten ueberfallen, springen wir wieder in unser Auto und ergreifen die Flucht. Ab hier beginnt ein Dejávu Erlebnis- wir erreichen bekanntes Terrain – den Ort Lib.Gral.San Martin, wo wir vor 4 Jahren mit einem defekten Moped haengengeblieben sind.

Wir werden von einem Motorradfahrer der Verkehrspolizei angehalten- fuer das Ueberfahren einer roten Ampel wollte er Strafe kassieren (er hatte Recht)- bei der Frage nach unserer „alten“ Pension geleitet er uns dorthin und statt Strafe gibt es „Propina“ (Trinkgeld) fuer ihn. Mit einem freundlichen Haendeschuetteln verabschieden wir uns. Es folgt der Besuch in einer in denkbar bester Erinnerung gebliebenen Doppelgarage, in der sich ein Parillarestaurant befindet- wir essen alles, was einen Vegetarier erschuettern wuerde: Milchdarm, Blut- und Leberwurst, div. Fleischteile von Schwein und Rind. Wunderbar!
Jetzt sitzen wir in der schoenen Stadt Salta in einem Café bei Caipi in der „WiFi“ (Wireless) Zone und der Bericht endet vorlaeufig, da wir beim naechsten Caipi die Orientierung verlieren!

13.04.2008
Nach Cachi fuehrt die Ruta 33- wunderschoen durch eine Berglandschaft mit Millionen von Kandelaberkakteen. Uns erwartet blauer Himmel und klare „Bergluft“ auf 2500mtr. Hoehe. Wir beschliessen, am naechsten Tag unsere MTB herauszuholen- fantastisch, in der Umgebung zu Biken. Die duenne Luft und die bis zu 600 HM auf 12 km machen uns zu schaffen, aber von Tag zu Tag geht es besser. Flussdurchfahrten und schneebedeckte Berge im Hintergrund schaffen ein Ambiente- da traeumt jeder Mountainbikefahrer von!

Abends gehen wir zum obligatorischen Bier zur Plaza- ausser einigen Individualtouristen kehrt Ruhe in den Ort. Wir bleiben hier fuer 1 Woche- uebrigens auch der beste Campingplatz, den wir bisher erlebt haben. Wir kaempfen in 2 Tagen mit 5 Plattfuessen- Hans flucht und wird Meister im Flicken. Der spezielle Snakeskin Reifen von Schwalbe zieht die Kakteenstacheln magisch an!

Nach 1 Woche machen wir uns auf die Socken- gen Norden auf der Ruta 40 ueber La Poma nach S.Antonio de Los Cobres – bis La Poma eine gut zu fahrende Piste. Aber dann kommt’s: nach wenigen Kilometern steht ein franzoesisches Ehepaar am Wegesrand- ihr Wagen war 1,5 Std. Fussmarsch entfernt haengengeblieben. Das Getriebe war angeblich defekt und der Weg unpassierbar. Wir boten unsere Hilfe an, da der liegengebliebene Wagen auch die Strecke blockierte. Auf unserer Ladeflaeche haben wir den aelteren Franzosen mit zurueck zum Auto genommen und stellten schnell fest, dass er sich einfach nur festgefahren hatte. Da Differenzialsperren fehlten, drehten die Raeder auf der einen Seite nur noch hilflos in der Luft. Schnell war das Auto flottgemacht-zum Erstaunen des Franzosen funktionierte das Getriebe einwandfrei und er fiel uns fast um den Hals.

Wir setzten unsere Fahrt fort und es folgte die bisher haerteste Offroadstrecke auf unserer bisherigen Tour. Der Fluss hatte den einspurigen Weg schwer laediert und weggewaschen, so dass wir manchmal nur haarscharf am Abgrund vorbeischrammten. Viele Passagen waren nur durch Einweisen von Bente zu passieren und wir waren froh ueber unseren „handlichen“ Pickup! Um der ganzen Sache die noetige Wuerze zu geben, fuehrte die Piste ueber 4900mtr. in den Schnee und unserem Auto ging fast die Puste aus!(Leistungsverlust in dieser Hoehe). Belohnt wurden wir durch atemberaubende Landschaftseindruecke im Sonnenuntergang.

Unser Zielort San Antonio de Los Cobres auf 3750mtr. erreichten wir im letzten Licht und uns erwartet eine staubige Indio Lehmortschaft, wie sie trostloser nicht haette sein koennen. Wir bevorzugen eine Hosteria mit Heizung!! und einer heissen Dusche. Kurze Zeit spaeter trafen noch 6 argentinische Motorradfahrer ein- voellig durchgefroren vom Paso de Jama. Es wurde „Benzin“ geredet.

Am anderen Morgen bei strahlendem Sonnenschein zeigte unser Autothermometer immer noch minus 5 Grad an und an unserer Stossstange hingen lange Eiszapfen (leckende Aussendusche).
Am Grandes Salinas entlang geht es ueber das Altiplano (ca. auf 3500mtr.) nach Abra Pampa (trostloser Ort) und wir beschliessen, weiterzufahren. Wir uebernachten an der Laguna de los Pozuelos (Naturschutzgebiet) – sie beherbergt Flamingos und div. andere Wasservoegel. Bei einem Lagerfeuer laesst es sich gerade aushalten- es ist gottseidank windstill.

Am naechsten Morgen hat Bente Geburtstag – das Ueberraschungsgeschenk von Hans bestand aus einer Kette mit einem silbernen Kandelaberkaktusanhaenger- passend zur Landschaft! Der Blick aus dem Dachzelt auf die Lagune und ein tolles Fruehstueck mit Spiegeleiern im strahlenden Sonnenschein ergibt eine wunderschoene Morgenidylle. Die Lamas kommen neugierig immer dichter und grasen um uns herum.

Unsere Seideninlets und die dicken Schlafsaecke kamen gut in der Nacht. Nur noch ein paar waermende Alpakasocken legen wir uns noch zu!
Ueber Rinconada kommen wir auf eine heftige Wellblechpiste durch schoenste Gebirgsformationen nach Pirquitas (fast alles auf bis zu 4500mtr.Hoehe) und weiter nach Susques.Sehen sogar mal einen Nandu (kleiner Strauss) in freier Wildbahn.

Nach heftigen Wellblechpisten entlang eines Salares ueber 200km bekamen wir Mitleid mit unserem Auto und unserer Gehirnmasse und gaben unser urspruengliches Vorhaben, eine weitere 300km lange Piste gen Sueden zu fahren,auf. Stattdessen drehten wir eine sogenannte „Ehrenrunde“ durch die Anden- befanden uns ploetzlich wieder auf 4300mtr. Hoehe und beschlossen, die schoenen Indiodoerfer Purmamarca und Tilcara zu besuchen.

Nach ein paar Tagen wollen wir es uns in den Thermen von Reyes gut gehen lassen – der Empfang als Camper (der angegebene und beschilderte Campingplatz existiert nicht mehr!) war nicht sehr herzlich. Kurzentschlossen fahren wir weiter Richtung San Salvador de Jujuy und Salta. Wir befinden uns mal wieder auf gemaessigter Hoehe und koennen wieder Shorts tragen!

In Salta auf dem oertlichen Campingplatz lernen wir ein nettes schweizer Ehepaar kennen – Renate & Bruno, die seit 8 Jahren mit verschiedenen Trucks auf Reisen sind. Wir verstehen uns gleich super. Es wird zusammen gekocht und abends im kuschelig warmen LKW gemeinsame Plaene fuer das naechste Jahr geschmiedet! Zwecks technischer Loesungen (Adapter fuer unsere verschiedensten Gasflaschen drehen lassen, Stuhl naehen …) und der netten Gesellschaft bleiben wir einige Tage hier. Die Chance, im Café  „Van Gogh“ an der Plaza das wireless zu nutzen, tut sein Uebriges. Das Wetter ist durchwachsen – heute morgen zum Fruehstueck hatten wir 6 Grad mit Nieselregen! Uebermorgen soll es wieder besser werden!

27.04.2008
Das naechste Ziel ist der Weinort Cafayate mit einer gemuetlichen Plaza, guten Bars & Restaurants. Dort muss ich erst einmal meine Erkaeltung auskurieren – also kein MTB wie geplant. Nach 2 Tagen fahren wir weiter auf der Ruta 40 nach Hualfin und finden dort in der Schlucht einen wunderschoenen Uebernachtungsplatz direkt am Fluss! Die Felsen strahlen bis spaetabends eine angenehme Waerme ab – danach Lagerfeueridylle bei Vollmond! Das selbstgesaegte Holz mit Brunos Motorsaege (Hans Traum!) leistet uns gute Dienste.

Am naechsten Tag fahren wir die 300km zur wunderschoenen Therme von Fiambala- in einer wuestenaehnlichen Landschaft gelegen- div. Naturbecken auf 2000mtr. Hoehe. Bente versucht, im 40 Grad heissen Becken ihre Erkaeltung loszuwerden, aber es kommt leider ganz anders.

Naechster Tag: Auto & Fahrer defekt! Seit einiger Zeit leckt unser Dieseltank, was sich jetzt noch verstaerkte – es besteht Handlungsbedarf!

2007-2008_139

Bei einem „Taller de Auto“ wird der Tank abgepumt (natuerlich voll – 125 ltr.!) und muehsam abgeschraubt – eine Schweissnaht ist undicht! Die Jungs sind pfiffig und koennen Schweissen! Nur beim Anbau bekneift sich eine Dieselleitung, so dass unser Auto leider nicht genuegend Saft bekommt. Am naechsten Morgen Tank wieder ‚runter… Das war unser Glueck, denn sonst waeren wir schon weit ab von der Zivilisation gewesen!!


Diese Aktion erlebt Hans leider nur im Krankenhaus, da ich ihn nachts, gekruemmt vor Schmerzen, ins kleine „Indiohospital“ in Fiambala bringen muss. Die Schwester & der anwesende Notarzt – welch ein Wunder – zeigten nicht gerade Begeisterung ueber die naechtliche Stoerung morgens um 4 Uhr, aber begriffen schnell die Lage – eine Nierenkolik. Nach einer halben Stunde lag Hans im Bett und am Tropf!

Der wahrscheinliche Zusammenhang mit der Therme schien dem Arzt nicht ganz unbekannt. Am naechsten Nachmittag konnte Hans wieder eigenstaendig das Hospital verlassen – unseren Plan, eine schoene einsame Offroadstrecke in den Anden zu fahren, haben wir erst einmal zurueckgestellt. Die Nieren muessen sich zuerst erholen. Die mediz. Behandlung inkl. der Verpflegung war kostenlos! Ueber eine kleine Spende haben sie sich besonders gefreut.

Noch ein paar Worte zu den weiteren erfreulichen Dingen in Fiambala: die Schrauber waren gut, wir trafen den unheimlich hilfsbereiten Don Jonson, ein erfahrener Andenfuehrer und Bergsteiger, der uns mit GPS Daten fuer die Andenroute versorgte und last not least das gute kleine Restaurant „Ohlala“, welches von einer Franzoesin und ihrem argentinischen Ehemann liebevoll und umweltbewusst gefuehrt wird.
Nach 2 Tagen fuehlte sich Hans fit genug, um weiterzufahren, was sich aber schnell als Trugschluss herausstellte: die Autofahrt wurde zu einer Tortur und wir mieten uns kurzerhand eine wunderschoene Cabana in den Weinfeldern von Chilecito.

Dort liegt Hans nun bei strahlender Sonne im Schlafsack auf seiner „Rentnerliege“ (Geburtstagsgeschenk) und trinkt literweise Nierentee und beobachtet die kreischenden Papageien mit dem Fernglas. Hier werden wir bleiben, bis die Sache wirklich auskuriert ist.
Unsere weitere Route fuehrt eh in der naechsten Woche zum Paso Agua Negra (hoffentlich ist er wegen Schneefall auf 4770 mtr. nicht gesperrt!), wo wir dann unser Auto bei Clark & Manu auf der „Hacienda Los Andes“ bei Vicuna unterstellen wollen.

28.05.2008
Vor lauter Stress & Reiserei sind wir nicht mehr zum Schreiben gekommen. Um es kurz zu machen:
Nach einer weiteren Nierenkolik, Antibiotika & weiteren 2 Tagen in einer Klinik in Chilecito trat nur geringfuegige Besserung ein. Wir beschliessen, nach Chile zu fahren & zuegig nach Hause zu fliegen.

Den Paso Agua Negra (4800mtr.) ueberqueren wir bei schoenstem Wetter (1 Woche spaeter wurde er wegen Schneefaellen geschlossen!) – immer wieder beeindruckend! Die einzigen Menschen, die wir treffen, sind 3 Australier mit Fahrraedern!!, die es schiebend gegen den eisigen Wind versuchen – wir versorgen sie mit Wasser… – die Baeche sind zugefroren. Ob sie heute die vor ihnen liegenden 15 km zum Gipfel schaffen? Runter nach Chile geht es nachher fix.

Hans ist froh, als wir endlich auf der Hacienda Los Andes ankommen. Beine hochlegen, viel trinken und ausruhen. Andere Antibiotika & Telefongespraeche mit unserem Freund und Arzt Jockel beruhigen uns – aber Hans fuehlt sich immer wieder schlecht. Nachdem wir unser Autoeinreisepapier, welches nur fuer 3 Monate gültig ist, bei einem Zolldeklaranten verlaengern lassen, beschliessen wir, in La Serena einen guten Urologen aufzusuchen. Die Versorgung ist auf europaeischem Niveau – sehr beruhigend. Nach dem Ultraschall des behandelnden argentinischen! Arztes ein Ah & Oh – die Niere sieht boes aus, denn ein Nierenstein blockiert die Harnroehre. Also Zertruemmern… Dann koennen wir endlich fliegen – Hans fuehlt sich besser.


Unser Auto steht aufgebockt, verpackt und sicher untergestellt auf der Hacienda im trockenen Wuestenklima – besser geht es nicht.
In Dtl.noch mal ins Krankenhaus – es wird noch ein uebriggebliebener Stein festgestellt – also wieder…-wir sind urlaubsreif und freuen uns auf die Türkei.

31.05.2008
WIR SIND WIEDER ZUHAUSE, d.h. in der Tuerkei! Auch sehr schoen – vor allem, wenn man alles in einem tadelosen Zustand vorfindet! Die Nachbarn etc. haben sich super um alles gekuemmert – selbst unsere beiden Katzen sehen proper aus und sind gleich zur Stelle. Innerhalb von 20 Minuten haben sie ihre Lieblingsplaetze wieder eingenommen. Jetzt heisst es erst einmal – wieder „sesshaft“ werden und unser „Rentnerleben“ auch mal zuhause zu geniessen. Ein ganz neuer Zustand fuer uns!
Fazit der Reise: es war erst der Anfang eines grossen Abenteuers, welches in mancher Hinsicht unsere Erwartungen sogar uebertroffen hat. Die beeindruckende Landschaft, nette Begegnungen mit Mitreisenden oder Einheimischen machte jeden Tag wieder interessant – Suedamerika ist unglaublich vielfaeltig und spannend!
Was wir das naechste Mal aendern werden: wir werden laengere Standzeiten einplanen, um mehr Mountainbike fahren zu koennen und zu relaxen (das Ganze ist doch ganz schoen anstrengend und arbeitsintensiv – von wegen Urlaub!).
Das „Feuermobil“ hat sich praechtig bewaehrt inkl. der Ausruestung. Wir mussten eigentlich nichts veraendern oder modifizieren, bis auf wenige Kleinigkeiten. Alles in allem haben wir uns pudelwohl gefuehlt und unser Rueckflug nach Chile ist fuer den Oktober geplant. Wale beobachten auf der Insel Valdez, die Dakar Rallye teilweise begleiten und die grosse Richtung wird Peru, Bolivien und ueber das Pantanal der Amazonas sein. Wir waren ja eigentlich nur reale 3 Monate mit unserem Auto in Suedamerika unterwegs – im Oktober wird die Anreise wesentlich schneller sein, so dass wir mehr Zeit auf Reisen verbringen koennen!